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POLEN IM EXIL

Inhalt

Eine Anthologie.
Herausgegeben von Krzysztof Dybciak.
Übersetzt von Josef Bujnoch, Karl Dedecius, Armin Droß, Rolf Fieguth, Friedrich Griese, Elvira Grözinger, Gerda Hagenau, Hans-Peter Hoelscher-Obermaier, Rudolf von Jouanne, Veronika Körner, Andreas Lawaty, Winfried Lipscher, Brigitte Nenzel, Walter Panitz, Maryla Reifenberg, Christiane Reitz, Martin Remané, Walter Schamschula, Renate Schmidgall, Ulla Sörman, Klaus Staemmler, Ewald Trojansky, Hansjürgen Wille und Ludwig Zimmerer.
1988. 388 S. Ln. EUR 20,80 (3-518-40143-2).


[Betr. das Exil-Problem in der Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart.] 

"Die größten Schöpfer der polnischen Kultur im 19. Jahrhundert waren Emigranten: Mickiewicz, Słowacki, Krasiński, Norwid, Chopin, Lelewel. Und im folgenden Jahrhundert entstanden die besten Werke extra muros Poloniae. >Davon zeugen Namen wie Witold Gombrowicz, Czesław Miłosz, Sławomir Mrożek. Diese identitätsstiftende und -bewahrende Rolle vermochte die polnische Exil-Literatur jedoch nur zu spielen, weil sie sich über alle Anfechtungen und Widrigkeiten in der Fremde wie im Vaterland hinweg sicher war und sicher sein durfte, in der Heimat als rechtmäßige Vertretung polnischer Kultur anerkannt zu werden.< In einem Lande, dessen Nationalhymne, dessen Nationalepos, dessen Nationaldrama in der Emigration geschrieben wurden, kann das Wort Emigrant nicht herabsetzend klingen." (Tadeusz Nowakowski)

Der vorliegende Band präsentiert die einzelnen Etappen der polnischen Emigrationsgeschichte, wobei der Schwerpunkt auf dem literarisch-kulturellen Aspekt liegt.

Inhaltsverzeichnis

Adam Zagajewski
EMIGRANTENLIED

Wir werden in fremden
Städten geboren,
nennen sie Heimat, aber
nicht lange
dürfen wir ihre Mauern und
Türme bewundern.
Wir wandern von Osten nach
Westen, und vor uns
rollt der flammende Reif
der Sonne, durch den die
gezähmten Löwen
leicht wie im Zirkus springen.    
In fremden Städten
betrachten wir die Werke der
alten Meister
und wundern uns nicht, auf
den alten Bildern
das eigne Gesicht zu
erkennen. Wir waren
schon früher vorhanden, und wir kannten sogar das Leid, uns fehlten allein die Worte.
In der orthodoxen
Kirche in Paris beten die
letzten weißen
ergrauten Russen zu Gott,
der
um Jahrhunderte jünger ist
als sie und ebenso
ratlos wie sie. In den
fremden Städten
werden wir bleiben, wie
Bäume, wie Steine.

(1985)

Ü: K. Dedecius

Rezensionen

"Die polnische Literatur hatte den Werken der Emigration und des Exils immer wesentliche Impulse zu verdanken. Krzysztof Dybciaks Anthologie >Polen im Exil< beweist es eindringlich ... Das summiert sich zu einer ungewöhnlichen literarischen Dokumentation. Sie reicht von den Verbannten des alten Polen (11.-18. Jahrhundert) bis in unsere Gegenwart."
Hamburger Abendblatt