DPI Sommer 2020

Sommer © K. Walczyk

Literarisches Portrait

Zu jeder Jahreszeit stellen wir Ihnen wichtige polnische Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor, deren Werke  in Originalsprache   und in deutscher Übersetzung in der Bibliothek  ausgeliehen werden können.

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Sommer 2020

Zofia Nałkowska (1884-1954)

Zofia Nałkowska – eine polnische Romanschriftstellerin, Dramatikerin, Publizistin und Frauenrechtlerin.

Zofia Nałkowska © Bildquelle: https://pl.wikipedia.org/wiki/Zofia_Na%C5%82kowska

Leben  und Wirken

Zofia Nałkowska wurde am 10. November 1884 in Warschau geboren. Ihr Vater, Wacław Nałkowski, war ein Geograph, bekannter Publizist und Kunstkritiker, ihre Mutter war eine Lehrerin.
Im Hause Nałkowski trafen sich die Kreise der damaligen sogenannten radikalen Intelligenz, die linke Ansichten vertrat. Anfangs lebte Nałkowska mit ihren Eltern in Leipzig, danach in Warschau und der Kleinstadt Wołomin bei Warschau, wo Nałkowskas Elternhaus stand. Heute befindet sich darin ein Museum zu Ehren der Schriftstellerin.
Sie studierte ab 1901 an der konspirativen geheimen Lehranstalt, der Fliegenden Universität, und eignete sie sich aus eigener Kraft ein breitgefächertes geisteswissenschaftliches Wissen in Philosophie, Psychologie, Kulturgeschichte, Literatur (sie las fließend vier Sprachen) an, aber auch – nach dem Vorbild ihres Vaters – in den Naturwissenschaften.
Mit 14 Jahren (1898) debütierte sie mit einem Gedicht in einer Zeitschrift Przegląd Tygodniowy als Lyrikerin. 1903 fing sie mit Veröffentlichungen ihrer Erzählungen an und schließlich feierte sie ihr schriftstellerisches Debüt mit dem Roman Kobiety (Frauen) von 1906.
1904 heiratete sie den Dichter und Pädagogen Leon Rygier und nach der Scheidung später dann 1922 den Kommandanten Jan Gorzechowski. Beide Ehen hielten nicht besonders lange. Während ihrer ersten Ehe lebte sie in Kielce und Krakau, später unternahm sie allein auch längere Auslandsreisen nach Wien, Italien, Deutschland und die Schweiz.
Sie schrieb für viele Zeitschriften. Veröffentlichte Erzählungen, Artikel und Übersetzungen und trat bei Lesungen und mit Vorträgen zur polnischen Literatur auf. Sehr früh schloss sie sich der feministischen Bewegung an, und ihr Vortrag auf dem Gesamtpolnischen Kongress der Frauen 1907, in dem sie das Ende der Verlogenheit und ein neues, freies Denken und Handeln in der weiblichen Erotik einforderte ("Wir wollen das ganze Leben!"), wurde zur Sensation 1).
Während des Zweiten Weltkriegs führte sie zusammen mit ihrer Mutter und Schwester einen Tabakladen und nahm an dem kulturellen Leben der besetzten Hauptstadt teil.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm sie als Mitglied einer Internationalen Untersuchungskommission zu den Verbrechen der Wehrmacht in Polen (Główna Komisja Badania Zbrodni Niemieckich w Polsce) an Besichtigungen von Konzentrationslagern teil und verarbeitete diese Erlebnisse über den Holocaust ebenfalls literarisch in ihrem Werk Medaillons (Medaliony), dem sie in einem Memento folgenden prägenden und vielzitierten Satz voranstellte: „Das haben Menschen Menschen angetan.“ (Taki los zgotowali ludzie ludziom) 2).
Im Laufe ihres Lebens war sie unter anderem stellvertretene Vorsitzende des polnischen PEN-Clubs, Mitglied der Polnischen Akademie für Literatur und der Belgischen Frauenakademie aber auch Sejm-Abgeordnete und in mehreren Organisationen tätig.
Während sie in ihrem Heimatland stets zur literarischen Elite gehörte, blieb sie im deutschsprachigen Ausland – mit Ausnahme der DDR-Verlage, die einige ihrer Werke mehrfach übersetzten – weitgehend unbekannt. Erst in den späten 1990er Jahren änderte sich dies allmählich. Magdalena Marszałek untersuchte dabei das autobiographische Projekt der Autorin 3), die bereits seit frühester Jugend in Tagebuchaufzeichnungen eine akribische Selbstbetrachtung und Untersuchung ihres gesellschaftlichen Umfelds mit spezieller Wertung der Rolle der Frau unternahm. Zofia Nałkowska forderte nicht wie einige zeitgenössische Feministinnen eine Strategie der Übertretung von Geschlechtergrenzen, sondern deren Gegenteil; die „demonstrative und triumphale Affirmation der Weiblichkeit.“ So notierte Nałkowska bereits 1899 in ihr Tagebuch: „Der Mann kann ein erfülltes Leben führen, da in ihm ein Mann und ein Mensch zugleich lebt. (…) Für die Frau bleibt nur ein Bruchteil des Lebens übrig – sie muss entweder ein Mensch oder eine Frau sein.“ 4)
Sie starb am 17. Dezember 1954 in Warschau infolge eines Schlaganfalls.

Schaffen

Das Werk der Prosaistin, Dramatikerin und Publizistin Zofia Nałkowska spiegelt alle Phasen der polnischen Literatur in der ersten Jahrhunderthälfte wieder, vom „Jungen Polen“ über die zwanzig Zwischenkriegsjahre bis hin zum sozialistischen Realismus der frühen Nachkriegszeit. „Ihren literarischen Ruhm verdankt sie der psychologischen Prosa ihrer Romane, den brillanten Miniaturen Charaktere (Charaktery) und ihrem Zyklus von Gesellschaftsromanen, in denen sie Hoffnung und Fall ihrer Generation anschaulich werden läßt“. 5)
Insgesamt schrieb Zofia Nałkowska 17 Romane, 3 Bühnenstücke sowie zahlreiche Erzählungen, Skizzen und Artikel für mehrere Zeitschriften.
Seit dem Jahr 1896 führte Nałkowska bis an ihr Lebensende ihr „Tagebuch“, das zu ihren literarischen Meisterwerken zählt.
Für ihr Schaffen und Wirken wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Auf Deutsch liegen uns folgende Titel vor:
- Verhängnisvolle Liebe. Polnischer Roman. Aus dem Polnischen  (pl. Niedobra miłość) übersetzt von A. von Guttry. Schröder Verlag, Hamburg 1937.
- Medaillons. Aus dem Polnischen (pl. Medaliony) übersetzt von Henryk Bereska. Aufbau-Verlag, Berlin 1956.
- Ungute Liebe. Aus dem Polnischen (pl. Niedobra miłość) übersetzt von Elske Däbritz, Rütten & Loening, Berlin 1958.
- Die Schranke. Aus dem Polnischen (pl. Granica) übersetzt von Caesar Rymarowicz. Verlag Volk und Welt, Berlin 1958.
- Die Schranke. Aus dem Polnischen übersetzt von Caesar Rymarowicz. Nachwort von Eberhard Dieckmann, Reclam, Leipzig 1966.
- Medaillons. Aus dem Polnischen übersetzt von Henryk Bereska. Suhrkamp, Frankfurt/am Main 1968.
- Landhaus mit Damen. (pl. Dom kobiet). Aus dem Polnischen übersetzt von Christa Vogel. Kiepenheuer, Berlin 1977 (unverkäufliche Maschinenschrift eines Dramas, das niemals in den Buchhandel kam).
- Die Affäre der Teresa Hennert. Aus dem Polnischen (pl. Romans Teresy Hennert) übersetzt von Kurt Kelm, Reclam, Berlin 1989.
- Die Ungeduldigen. Aus dem Polnischen (pl. Niecierpliwi)  von Ursula Kiermeier, mit einem Nachwort von Włodzimierz Bolecki, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000.

 

 1)   Włodzimierz Bolecki, in: Zofia Nałkowska. "Die Ungeduldigen. Roman".  Polnische Bibliothek Suhrkamp. Frankfurt am Main : Suhrkamp Verlag, 2000. S. 275-278

 2)  https://de.wikipedia.org/wiki/Zofia_Na%C5%82kowska#cite_note-9

 3)   Magdalena Marszalek: „Życie i papier“: Autobiograficzny projekt Zofii Nałkowskiej: Dzienniki 1899-1954. Kraków 2004.

 4)  Zitiert nach: https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6916&ausgabe=200404

5)  In: "Panorama der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Porträts". Herausgegeben von Karl Dedecius unter Mitwirkung von Manfred Mack. Deutsches Polen-Institut. Darmstadt : Ammann Verlag, 2000. Seite. 586

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Zofia Nałkowska

Ausgewählte Werke

Zofia Nałkowska. Aus dem Poln. von Caesar Rymarowicz

Die Schranke. Roman

Originaltitel:  Granica

Berlin : Volk u. Welt, 1958

Unsere Signatur: U pd Nał/Sch

Covertext: 

Klappentext: 

Auf den Bürgermeister einer polnischen Kleinstadt der zwanziger Jahre wird ein Attentat verübt: Ein junges Mädchen, anscheinend eine Bittstellerin, dringt in sein Arbeitszimmer ein, schüttet ihm Salzsäure ins Gesicht und läßt sich dann widerstandslos abführen. Die Einwohner sind bestürzt, sie stehen vor einem Rätsel. Auch die Polizei vermag nicht, den Fall zu klären. Was hat zu diesem Anschlag geführt, der auf groteske und tragische Weise einer glänzenden Karriere ein Ende setzt? Die einzigen, die darüber Aufschluß geben könnten, die Täterin und die Ehefrau des Unglücklichen, schweigen.
Sie wissen, dass der geachtete Mann, der als liberaler, fortschrittlicher Mensch, als fürsorglicher Gatte und liebevoller Vater gilt, durchaus nicht immer so einwandfrei handelt, wie man es allgemein von ihm annimmt; sie wissen, dass er trotz leuchtender Ideale, trotz bester Absichten klare Entscheidungen meidet und im Amt wie auch zu Hause untragbare Kompromisse eingeht. Aber sie schweigen, die beiden Frauen - die Gattin und die verlassene Geliebte. Er selbst, dieser Zenon Ziembiewicz, zieht zum ersten Mal in seinem Dasein eine Konsequenz: Er begeht Selbstmord. Aber sogar damit weicht er vor der unsichtbaren Schranke zurück die sein ganzes Leben bestimmte - der Schranke der Konvention.

Zofia Nałkowska

Granica

Warszawa : Książka i Wiedza, 1982

ISBN:  83-07-00618-X

Unsere Signatur:   D 3 Nałk/G

Covertext (auf Polnisch):

Wzruszeniowość Nałkowskiej ma skalę o znacznym zasięgu i kompetencję bardzo szeroką. Posiada ona tę uwodzicielską sztukę, tę magię zjednywania, przeciągania na swoją stronę, przekupywania dusz, którą spośród reprezentantów ludzkości mają tylko poeci. Miłość - to moment, w którym jej uczuciowość staje się genialna i wzbija się do natchnionego lotu. Nałkowska zna zresztą tlko kobiecą partię jej dialogu i ten koncert miłości kobiecej instrumentuje wciąż na nowo, na coraz wyższych kondygnacjach, aż do granic skali ludzkiej. Miłość kobieca nie ma u Nałkowskiej wzlotów heroicznych, przezwyciężeń swej istoty i przerastania swych granic jak u Żeromskiego. Jest ona tylko obezwładnieniem duszy, biernie przyjmowaną katastrofą szczęścia i cierpienia, ale i ta bierność całkowita i bezgraniczna, to otwarcie ramion na bezmiar klęski, ma swoją wielkość i godność ludzką. Parantele tych postaci kobiecych sięgają aż do Goethego, Justyna z "Granicy" jest w prostej linii powtórnym wcieleniem Małgorzatki z "Fausta". Nałkowska nie znajduje żadnego usprawiedliwienia, żadnego balsamu na tę nieuleczalną ranę w bycie.

Rezygnuje z wszelkiej pociechy, prócz tej jednej, która leży w sprostaniu uczuciem, w dogłębnym przeżyciu i nazwaniu jej - ale czy sztuka może dać w ogóle coś więcej ponadto?

Bruno Schulz

Zofia Nałkowska ; Aus dem Poln. übers. von Henryk Bereska

Medaillons

Originaltitel: Medaliony

Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1968

Unsere Signatur: U pd Nał/Me

 

 

 

Zofia Nałkowska

Medaliony

Warszawa : Czytelnik, 1953

 Unsere Signatur: D 3 Nałk/Me

 

 

 

 

Zofia Nałkowska. Aus dem Poln. von Ursula Kiermeier

Die Ungeduldigen. Roman

Originaltitel: Niecierpliwi

Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2000

ISBN:  3-518-41139-X

Unsere Signatur: U pd Nał/U

Klappentext:  

Als 1939 der Roman "Die Ungeduldigen" erschien, war seine Verfasserin 53 Jahre alt und gehörte zu den bekanntesten polnischen Schriftstellerinnen. Ihr Oevre bestand bereits aus über einem Dutzend Erzählbänden, mehreren Dramen und Hörspielen, Dutzenden publizistischer Auftritte, Interviews, Artikeln und Rezensionen, und vor allem aus 13 Romanen. Als künstlerisch reifstes Werk von Zofia Nałkowska gilt die Geschichte der Familie Szpotawy, die über Generationen hinweg durch Selbstmord ihrem Los zu entgehen versucht. Auch Teodora und Jakub, Sprosse zweier verfeindeter Linien, erben diese "Ungeduld" gegen[ber dem Schicksal, setyen die "Tradition" fort. Weil sie das Leben nicht ertragen, suchen sie nach einer Erlösung, weil sie Angst vor dem Tode haben, hasten sie auf ihn zu. Erzählt wird diese Geschichte aus der Perspektive einzelner: Immer wieder kommen die Angehörigen zu Wort, und jeder berichtet seine Variante, seine Begründung für all die seltsamen Vorgänge. Die Welt zerfällt in viele Wirklichkeiten, und es wird klar: die eine Wahrheit gibt es nicht.

"Zofia Nałkowska vermag die philosophischen Probleme des menschlichen Daseins künstlerisch brilliant darzustellen." W. Bolecki

Mehr dazu finden Sie hier.

Zofia Nałkowska ; Aus d. Poln., Übers. von Kurt Kelm

Die Affäre der Teresa Hennert. Roman

Originaltitel: Romans Teresy Hennert

Leipzig : Reclam, 1989

ISBN:  3-379-00456-1

Unsere Signatur: U pd Nał/Af

 

 

 

Zofia Nałkowska
Romans Teresy Hennert

Wrocław [u.a.] : Zakł. Narod. Im. Ossolińskich - Wydawn., 2002

ISBN: 83-04-04573-7

Unsere Signatur: D 3 Nałk/Rom-2

 

 

 

 Zofia Nałkowska ; übersetzt v. Elske Däbritz

Ungute Liebe

Originaltitel: Niedobra miłość

Berlin (Ost) : Rütten & Loening, 1958

Unsere Signatur: U pd Nał/Un

 Klappentext:

Der Roman einer unguten Liebe. Warum ungut? Weil sie so ausschließlich, so besitz heischend ist? Aber ist das ungewöhnlich in der Liebe? Weil sie der Freundin den Mann nimmt? Aber ist die Liebe nicht eine unbedenkliche Macht? - Weil sie sich gegen alle älteren
Bindungen erfüllt? Aber hat Liebe nicht das Recht dazu? - Und doch ist diese Liebe ungut, denn sie ist nur ausschließlich und besitz heischend, nur zerstörend und gegen alle Bindungen.
Obwohl sie zeitlos sein könnte: in dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg, in diesem Auf und Ab, das in der kleinen polnischen Beamtenstadt - dem Schauplatz der Handlung - herrscht, ist sie vor allem zu Hause.
Zofia Nałkowska (1884 bis 1954), Tochter eines berühmten polnischen Gelehrten und durch ihre Erziehung früh mit sozialen Gedanken vertraut, hielt sich in ihrem ganzen Schaffen, in Romanen, Erzählungen und Dramen, immer an ihre Gegenwart und erwies sich dabei als kluge Beobachterin und Psychologin. Sie gehört zu den großen Schriftstellerinnen der polnischen Literatur, in die Reihe der Konopnicka, Orzeszkowa, Zapolska und Dombrowska, die auch dem deutschen Leser bekannt sind.

 

Ewa Kraskowska

Zofia Nałkowska

Poznań : Dom Wydaw. Rebis, 1999

ISBN: 83-7120-797-2

Unsere Signatur: D 3 Nałk/K

 Covertext (Auf Polnisch):

Pisarstwo Zofii Nałkowskiej zawarło się w obrębie aż trzech epok literackich - Młodej Polski, dwudziestolecia międzywojennego i okresu bezpośrednio po drugiej wojnie światowej. Książki tej autorki -  jednej z najwybitniejszych postaci polskiej literatury XX wieku - bywały bestsellerami, na które z równym zainteresowaniem reagowali wyrafinowani badacze i krytycy oraz zwyczajni czytelnicy.

Jaki los, zdaniem Nałkowskiej, zgotowują sobie nawzajem ludzie? - pyta Ewa Kraskowska (pracownik naukowy poznańskiej polonistyki i tłumaczka literatury brytyjskiej), raz jeszcze odświeżając tę prozę, by ukazać to, co w niej uniwersalne, ponadczasowe i pociągające dla dzisiejszego odbiorcy. W jej interpretacji dzieła autorki Granicy są nade wszystko - choć nie jedynie - świadectwem kobiecego sposobu widzenia świata i człowieka.

 Magdalena Marszałek

Das Leben und das Papier. Das autobiographische Projekt Zofia Nałkowskas: Dzienniki 1899 - 1954

Heidelberg : Synchron, Wiss.-Verl. der Autoren, 2003

ISBN: 3-935025-53-X

Unsere Signatur: D 3 Nałk/M

 Klappentext:

Über ein halbes Jahrhundert lang schrieb die prominente polnische Schriftstellerin Zofia Nalkowska (1884-1954) ihre Tagebücher, die seit 2001 - nach einem Vierteljahrhundert Editionsgeschichte - als ein voluminöses autobiographisches Werk komplett vorliegen. In der kritisch-editorischen Aufarbeitung ›spricht‹ ihr intimes Tagebuch als eine biographisch-historische Chronik der Zeit.

Die vorliegende Studie bietet einen alternativen Zugang zum diaristischen Textkorpus, der über eine für die Rezeption von Autobiographik paradigmatische faktographischreferenzielle Lesart hinausweist. Erscheint ein Tagebuch in der Lektüre als ein abgeschlossener 'Lebensroman', ist es doch zunächst ein diffuses 'Ich-Labor' und 'Ich-Archiv'. So wird das diaristische Werk Nalkowskas primär als Dokument einer lebenslangen, im diskursiven Raum ihrer Zeit verankerten Schreibaktivität untersucht. Das Augenmerk gilt den Tagebüchern als einem Gebrauchs- und Beschreibungstext einer Kulturtechnik der Selbst-Gestaltung sowie den subjekt- und existenzphilosophischen Wissensstrukturen, die Nalkowskas literarische Produktion insgesamt fundieren. Die diaristische Tätigkeit erweist sich unter dieser Perspektive als eine (autobiographische) Strategie im komplexen literarischen Projekt des Sich-Selbst-Schreibens.

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Zofia Nałkowska

Links & Interessantes

  • Ein Porträt der Zofia Nałkowska auf dem Portal Culture.pl (auf Englisch).
  • Ein Artikel Zofia Nałkowska’s ‘Medallions’ & The Bomb That Never Went Off auf Culture.pl (auf Englisch).
  • Eine interessante Sammlung von Podcasts und Artikel zu Zofia Nałkowska und ihrer Werke auf dem Portal von PolskieRadio24.pl (auf Polnisch).
  • Der polnisch-jüdische Autor Bruno Schulz, dem wir unser letztes Literarische Porträt gewidmet haben, verdankte Zofia Nałkowska nach einem Besuch die entscheidende Förderung zur Veröffentlichung seines Debüt-Bandes von Erzählungen Die Zimtläden, indem sie sich nach dem ersten Gespräch höchstpersönlich für den Abdruck einsetzte. 1)

 

1) Arno Lustiger: Wirklichkeit ist ein Schatten des Wortes. Magier zum Wiederentdecken: Jerzy Ficowskis Biografie des polnisch-jüdischen Dichters Bruno Schulz und die Neuübersetzung von dessen legendärer Erzählsammlung „Die Zimtläden“. In: Die Welt, 29. März 2008