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ADAM MICKIEWICZ Dichtung und Prosa

Inhalt

Ein Lesebuch von Karl Dedecius.
Übersetzt von Henryk Bereska [u.a.].
Red.: Manfred Mack.
1994, 1995. 364 S. Abb. Ln. EUR 19,80 (3-518-40665-5).

Adam Mickiewicz, Polens Goethe, mehr als dieser Idee und Idol der ganzen Nation, gilt seinen Landsleuten als Instrument ihrer Seele und ihres historischen Bewusstseins. Obwohl vieles von Mickiewicz bereits im letzten Jahrhundert ins Deutsche übersetzt wurde, haben der Dichter und sein Werk in Deutschland bisher nur wenige Leser gefunden.
Im Lexikon der Weltliteratur 1989 heißt es hierzu: "Daß Mickiewicz und sein Werk uns fremd sind, ist bedauerlich, denn ohne Mickiewicz zu kennen, werden wir unseren slawischen Nachbarn und seine spezifischen Probleme nur halb begreifen. Mickiewicz ist wie ein Brennglas, in dem sich alles Polnische sammelt, zu einer Stichflamme bündelt."
Dieses Lesebuch vereinigt nun aus fast allen vorliegenden deutschen Fassungen diejenigen Gedichte, Fragmente und Auszüge, die als Einführung in das Gesamtwerk, als erste Begegnung mit dem Dichter und der "geistigen Welt der Polen" geeignet scheinen. Die Übersetzungen wurden vom Herausgeber für diese Ausgabe überarbeitet sowie zahlreiche Gedichte neu übertragen.

Inhaltsverzeichnis

In der Akkermanischen Steppe

Hinaus aufs Steppenmeer, gleich einem schwanken Schiffe,
Durch grüne Grasflut tauchend rollt mein Reisewagen.
Weißschäumend Blütenwogen an die Planken,
Rings droht Gestrüpp, hart wie Korallenriffe.

Die Dämmerung sinkt. Ich späh, ob mich ein Grabmal riefe,
Ein Wölkchen wohl, ein Stern ein Stern den Kurs mir könnte sagen.
Wo bist du, holder Abendstern, dich möcht ich fragen!
Matt glimmt ein Leuchten aus des Dnjestrs Silbertiefe.

Verweilen wir!... Wie still!... Ich hör den Kranich fliegen,
So hoch, wie ihn kein Falkenauge könnt gewahren.
Ich höre Schmetterlinge sich auf Blumen wiegen.

Im Grase Schlangen rascheln... Will ein Trug mich narren?...
Ein Ruf aus Polen? Hier? Ohr, laß Dich nicht belügen!
So hör! Nein! Niemand ruft! Komm, Fuhrmann, laß uns fahren!

Ü: Martin Remané

Rezensionen

"Adam Mickiewicz (1798-1855) gilt als der Goethe Polens. In kraftvollen, energiesprühenden Versen hat er Lebensbilder, Lieb- und Leidenschaften sowie Legenden aus der polnischen Geschichte verarbeitet. Mit dem Gestus Lord Byrons erzählte er in seinen Balladen Schönes und Schauriges in atemloser Spannung. Dedecius hat viele der Gedichte neu übersetzt und ein vorzügliches Lesebuch ediert, das Lust auf mehr Mickiewicz macht."
Darmstädter Echo