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Dutsche Gedichte über Polen

Inhalt

Herausgegeben von Elfi Hartenstein
1994, 289 S. Ln. (3-518-40664-7)Diese Anthologie enthält Gedichte von über 100 Autoren. Sie bündelt vielfältige Erfahrungen: Hier suchen, finden und empfinden deutsche Schriftsteller und Schriftstellerinnen Polnisches jeder kraft seiner eigenen Biographie und Sehschärfe.
Der Schwerpunkt der vorliegenden Auswahl liegt im 20.Jahrhundert. Die Gedichtbeispiele aus früheren Epochen sollen aber mit Nachdruck an die tausendjährige Nachbarschaft zwischen Deutschen und Polen erinnern.

Inhaltsverzeichnis

Hermann Kesten
Polen

Grüne, rote Felder.
Birken, weite Wälder.
eine Kuh steht melancholisch.
Ob sie denkt? Ob sie verdaut?
Die Welt erscheint ihr hyperbolisch.
Kennt sie den Marktpreis ihrer Haut?
man wird sie häuten, walken, gerben, färben.
Lang vor dem Alter muß sie sterben.
Erst wird sie säugen, Kälber, Kinder nähre.
Dann frißt man sie, die Kuh kann sich nicht wehren.
Sie kennt ihr Schicksal nicht. Da steht sie unbeweglich.
Das Gras wird ihr zur Milch. Sie muht, und es klingt kläglich.
Der Abend grünt und rötet sich und blaut.
Die Kuh steht still. Sie trägt noch ihre Haut.

Rezensionen

"Der Band ist ein dichterisches Stimmungsbarometer, das glaubwürdiger wirkt, weil hier keine vorgefaßte These bewiesen werden soll. Vorbei sind die Zeiten glühender Emotionen und plakativer Aufrufe. Wo früher die Niederlage eines polnischen Aufstands beklagt oder mit erhobenem Zeigefinger auf die Folgen einer polnischen Teilung gedeutet wurde, herrschen jetzt ganz andere Töne [...]"
Marta Kijowska, Die Zeit