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LEON KRUCZKOWSKI Rebell und Bauer

Inhalt

Roman.
Aus dem Polnischen von Karl Dedecius.
Nachworte von Karl Dedecius und Gotthold Rhode.
1982, 1983. 333 S. Ln. EUR 19,80 (3-518-22066-7).


[Betr. die Zeit um 1830].


Rebell und Bauer, Kruczkowskis erster Roman, 1932 erschienen, ist eine Dorf- und Gutsgeschichte, die die sozialen und politischen Verhältnisse in Polen vor dem Aufstand 1830 schildert: das Elend der unterdrückten Bauern, den Rechstmissbrauch der Großgrundbesitzer, die Rebellion der jungen Kadetten in Warschau und den Kampf des Adels um die nationale Unabhängigkeit. Die Lebensbeschreibung des polnischen Dorfbewohners und Lehrers Kasimir  Deczynski wird zum Kernstück der Tragödie; sie endet mit seiner Ermordung.

Leon Kruczkowski  (1890 bis 1962), der Dramatiker, Erzähler und Essayist, veröffentlichte zunächst Gedichte. Um 1828 schloss er sich der Arbeiterbewegung an. 1939 geriet er in deutsche Gefangenschaft. 1945, im befreiten Pole, gründete er die Literaturzeitschrift Schaffen. Als Präsident des Polnischen Schriftstellerverbandes setzte er sich für die Rechte und die Unabhängigkeit  der Autoren ein, deren Interessen er auch als Mitglied des Staatsrats verteidigt.

Inhaltsverzeichnis

So wuchs es eben, unser Warschau – die seltsamste Stadt in Europa! Es gab hier nichts, was in die Zukunft hineinwuchs, nichts, das den herrlichen Bau der Zivilisation, wie in französichen oder deutschen Städten, schaffen konnte! Diese Stadt war nur zum Vegetieren – und nur zum Genuß geboren – die Stadt der endlosen Sejms, der rauschenden Versammlungen, der Kirchweihfeste und der Feierlichkeiten: Warschau – die Hauptstadt eines Landes, das nur Getreide produziert! Hier gab es keinen Platz für Kunst und edles Handerk, für das Aufblühen der Wissenschaft! Wissen Sie, im deutschen Magdeburg hat der Bürgermeister von Guericke im siebzehnten Jahrhundert auf dem Marktplatz den Massen sein berühmtes physikalisches Experiment mit den Halbkugeln vorgeführt! Im siebzehnten Jahrhundert! Denken Sie mal! In Warschau speist man das Volk selbst heute noch bestenfalls mit Karussells und Glieserverrenkungen in den Jahrmarktbuden ab, aber auch das machen Schausteller aus Italien oder Deutschland!

Rezensionen

"Dieser dokumentarische Roman ist von großer sprachlicher Einfachheit, Klarheit und fast akribischer Genauigkeit im historischen Detail, er vermittelt ein äußerst lebendiges Zeitbild."
ekz-Informationsdienst