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7.12.2020 , 11:00 Uhr

Willy Brandts Kniefall und der Warschauer Vertrag: Politische Meilensteine in den deutsch-polnischen Beziehungen

Online-Symposium

Veranstalter: Deutsches Polen-Institut Darmstadt, Friedrich-Ebert-Stiftung in Polen, Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Aleksander-Kwaśniewski-Stiftung "Amicus Europae"

 Das Bild vom knieenden Bundeskanzler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos ist als Ikone in das politische Gedächtnis eingegangen. Und auch der am gleichen Tag unterzeichnete Warschauer Vertrag markiert einen Meilenstein in den deutsch-polnischen Beziehungen, aber ebenso eine Kreuzung ganz unterschiedlicher Entwicklungspfade, ist Endpunkt und Neuauftakt zugleich. Rückblickend war die Anerkennung der neuen polnischen Westgrenze ein wichtiger Schritt auf dem langen Weg zur deutschen Einheit und zur Einigung Europas. Sie war zudem ein bedeutsamer Baustein in der Architektur der ersten Phase der Brandt’schen Ostpolitik. Aus Sicht der damaligen Bundesrepublik verbindet sich mit dem Vertrag der endgültige Abschied von den ehemals deutschen Ostgebieten, der Kniefall wurde zu Zeiten Brandts bisweilen als unterwürfige Geste kritisiert. Die DDR wiederum hatte die Oder-Neiße-Linie als neue Westgrenze Polens zum damaligen Zeitpunkt längst akzeptiert und als antifaschistischer Staat kein Bedürfnis nach einer Aufarbeitung der deutschen Verbrechen in Polen im Zweiten Weltkrieg. Stattdessen sah man die Ostpolitik Brandts als Versuch, das sozialistische Lager auseinanderzudividieren. Für die polnische Volksrepublik hingegen war die De-facto-Anerkennung der Oder-Neiße-Linie durch die Bundesrepublik von existenzieller Bedeutung. Der Kniefall entfaltete dort jedoch vorerst keine mit Westdeutschland vergleichbare Wirkung.

Das Online-Symposium möchte sich mit den verschiedenen Perspektiven auf diese Ereignisse auseinandersetzen und darüber hinaus nach ihrer Relevanz für aktuelle politische Herausforderungen fragen. Wo liegen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der westdeutschen, ostdeutschen und polnischen Perspektive auf den Kniefall und die Unterzeichnung des Warschauer Vertrags, und wie haben sich diese Perspektiven im Laufe der Zeit verändert? Welche Bedeutung kommt dem Kniefall heute noch für die deutsch-polnischen Beziehungen zu, auch im Hinblick auf aktuelle historische Streitfragen? Welchen Stellenwert besitzt der Warschauer Vertrag als wichtiger Bestandteil der Ostpolitik gegenwärtig für den Umgang mit nichtdemokratischen Staaten und freiheitlich orientierten Zivilgesellschaften?

Über diese und weitere Fragen möchten wir gerne diskutieren und laden Sie hierzu herzlich ein.

Die Veranstaltung wird in deutscher und polnischer Sprache simultan gedolmetscht:

DEUTSCH: www.facebook.com/deutschespoleninstitut/

DEUTSCH: https://www.fes-polska.org/e/online-symposium-willy-brandts-kniefall-und-der-warschauer-vertrag/
Das Symposium beginnt ab 3.55 Min.

POLNISCH: www.facebook.com/FESWarschau

ORIGINAL (ohne Übersetzung): https://zoom.us/webinar/register/WN_A9DoauTwSwWvxIQSBHrThQ (Anmeldung erforderlich, begrenzte Teilnehmerzahl)

 

Ablauf

11:00           Eröffnung und Begrüßung

Aleksander Kwaśniewski, Präsident der Republik Polen (1995–2005)

Wolfgang Thierse, Kuratoriumsvorsitzender der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung und ehem. Präsident des Bundestags (Videobotschaft)

11:15           Zwei Narrative, ein Symbol und ein europäischer Erfolg: Wie gelang der Durchbruch?

Prof. Dr. hab. Adam Daniel Rotfeld, ehemaliger Außenminister der Republik Polen, ehemaliger Präsident des SIPRI-Instituts

Karsten Voigt, ehemaliger Koordinator für Transatlantische Beziehungen der Bundesregierung und MdB

Wie unterscheiden sich die westdeutsche, die ostdeutsche und die polnische Perspektive auf den Kniefall und die Vertragsunterzeichnung? Wie war der Blick auf die Entspannungspolitik Willy Brandts? Wie haben sich diese Perspektiven und Wahrnehmungen im Laufe der Zeit verändert?

11:45           Runder Tisch

Welche Hinweise gibt Willy Brandts Entspannungspolitik für die Bearbeitung politischer Herausforderungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts?

Prof. Dr. Agata Włodkowska-Bagan, Vistula University in Warschau

Klara Geywitz, stv. Bundesvorsitzende der SPD, Vorstandsmitglied der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit

Janusz Reiter, ehemaliger Botschafter der Republik Polen in Deutschland und den USA

Prof. Dr. Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts

12:30           Der Warschauer Vertrag und Willy Brandts Kniefall: Was bleibt von der Ostpolitik für die heutige Politik in Europa?

Dr. Nils Schmid MdB, Außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag

Andrzej Szejna, Abgeordneter des Sejm, stv. Vorsitzender des SLD für internationale Angelegenheiten

Kontinuität und Brüche: Wie steht es aktuell um die deutsch-polnischen Beziehungen? Die Entspannungspolitik als Wegbereiter der Einigung Europas: Welche Bedeutung besitzt sie heute? Die Neue Ostpolitik: Welche (falschen) Lehren bietet die Geschichte für aktuelle Herausforderungen?

13:00           Ende der Veranstaltung

Moderation: Dr. Agnieszka Łada, stv. Direktorin des Deutschen Polen-Instituts