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19.03.2022 , 15:00 Uhr

Jahrbuch Polen 2022: Widersprüche. Buchpräsentation

Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig

Veranstalter: Deutsches Polen-Institut, Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig, Harrasowitz Verlag

 Buchvorstellung zum 150. Jubiläum des Harrassowitz Verlags mit dem Herausgeber Dr. Andrzej Kaluza (Deutsches Polen-Institut Darmstadt) und der Journalistin Ewa Wanat (Berlin)
Begrüßung: Stephan Specht (Leiter des Harrassowitz Verlags)
Moderation: Rainer Mende (Polnisches Institut)

 Mehr zum Jahrbuch Polen 2022 Widersprüche

Info: www.deutsches-polen-institut.de, www.harrassowitz-verlag.de
Eintritt: frei (es gelten die Auflagen der aktuellen Sächsischen Corona-Schutzverordnung)

Das Jahrbuch Polen 2022 beschäftigt sich mit polnischen „Widersprüchen“. Heute scheiden sich in Polen die Geister in Fragen von Lebensentwürfen – zwischen als verbindend empfundener Tradition und dem verlockenden Individualismus. Dabei geht es unter anderem auch um den Wandel im Verhältnis der Geschlechter untereinander.

Gegenwärtig treten Spannungen zutage, welche sich trotz eigener Mobilitätserfahrungen in der schroffen Distanz den „Anderen“ gegenüber äußern, die an Polens Grenzen ankommen. Auch zwischen Jung und Alt klaffen Welten – während die reiferen Jahrgänge auf materielle Sicherheit bedacht sind, suchen gerade junge Menschen nach alternativen, postmodernen Lebensentwürfen. Widersprüche brechen sich auch in der Ästhetik Bahn: Es gibt viele spannende Entwicklungen in Architektur und Stadtplanung, zugleich „ziert“ manche Bausünde polnische Städte.

Zum Wesen der Demokratie gehören Vielfalt und Widerspruch. So folgt im Jahrbuch die Analyse der größten politischen Fraktionen zunächst dem grundlegenden Gegensatz zwischen dem aktuell herrschenden Konservatismus und dem nach 1990 lange dominierendem Liberalismus, aber auch den politischen Extremen am rechten und linken Rand.

Über Jahrhunderte war die katholische Kirche für viele Pol*innen wie ein Fels in der Brandung. Sie beförderte das Überleben der polnischen Nation während der Teilungszeit, der Weltkriege, des Kommunismus. Aber nun erfährt sie aufgrund eigener Verfehlungen massiven Mitgliederschwund. Polen säkularisiert sich im europäischen Vergleich derzeit am dynamischsten.

Ist Polen also ein einziger Widerspruch in Rot-Weiß? Das Jahrbuch Polen lädt dazu ein, das ganze Spektrum zu entdecken. In der diesjährigen Ausgabe finden sich Texte u. a. von Ewa Wanat, Stefan Garsztecki, Michał Olszewski, Jennifer Ramme, Dominika Kozłowska und Olga Drenda. Hinzu kommen literarische Texte von Anna Arno, Piotr Marecki, Agnieszka Pajączkowska und Aleksandra Zbroja. Umschlag und Bilder stammen von Max Skorwider.

Allerdings hat sich die Welt seit der redaktionellen Fertigstellung des Jahrbuchs grundlegend verändert. Der russische Angriffskrieg wirft in Polen und auch in Deutschland neue Fragen auf und stellt die Gesellschaften und ihre Grundwerte wie Solidarität und Mitgefühl auf die Probe. Diese Neuorientierung lässt auch das Thema „Widersprüche“ in neuem Licht erscheinen. Denn Polen ist durch die in großer Zahl in und durch das Land ziehenden Flüchtlingsströme aus der Ukraine unmittelbar betroffen und zeigt sich in dieser Ausnahmesituation spontan in großer Einigkeit – Hilfsaktionen für das östliche Nachbarland und seine Einwohner*innen werden von einem breiten gesellschaftlichen Zuspruch getragen und befürwortet.

Der Harrassowitz Verlag wurde am 1. Juli 1872 von Otto Wilhelm Harrassowitz als wissenschaftlicher Verlag und Buchhandlung in Leipzig gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Verlag in die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden. Regelmäßig erscheinen dort Publikationen des Deutschen Polen-Instituts im nahegelegenen Darmstadt.