Musikausstellung Slider besser24.05

5.09.2021 , 17:00 Uhr

Öffentliche Führung durch die Ausstellung: Musik über die Grenzen.

Deutsches Polen-Institut, Residenzschloss Darmstadt, Marktplatz 15, 64283 Darmstadt

Dr. Andrzej Kaluza führt Führung die Ausstellung: Musik über die Grenzen

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 Die 1980er Jahre sind wohl die spannendste Epoche in der Entwicklung der polnischen populären Musik: Nach Rock´n Roll a la Rote Gitarren, den Chansons von Ewa Demarczyk und intellektuellen Protestsongs Czesław Niemens der früheren Jahrzehnte, glich die Zeit der Solidarnosc auch in der Musikszene einem nie endenden Karneval. Bands wie Perfect, Republika oder Maanam schossen wie Pilze aus dem Boden. Umso tiefer fiel die Stimmung nach der Verhängung des Kriegsrechts Ende 1981. Enttäuschung und Wut waren die vorherrschenden Gefühle dieser Zeit, die Band Turbo sprach von Heranwachsenden, die es (der Partei, den Eltern?) "übel nehmen, dass sie hingehalten wurden", Perfect schrie "wir wollen wir sein!", und Lombard lieferte die Hymne jener Zeit "erlebe es selbst". Die Anzahl und Vielfalt der Bands, die jedes Jahr zum größten Ostblock-Festival in Jarocin zusammen kamen,  war schier unüberschaubar: Sie kamen aus dem Nichts, viele verschwanden, diejenigen, die blieben, sind Legenden bis heute. Dabei fehlte es an allem: an Geld für professionelle Instrumente und technische Ausstattung, an professionellen Studios, an Freiheit, die die Jugend am meisten vermisste.

Eine große Rolle spielte das Radio, das landesweit von Warschau aus austrahlte. Einer gewissen Freiheit erfreute sich das 3. Radioprogramm, das Jugendliche und junge Erwachsene in Polen hörten. Überragende Radio-Moderatoren bestimmten den damaligen Musikgeschmack: Marek Gaszyński, Piotr Kaczkowski und Wojciech Mann waren in der Lage, die neusten Alben aus London, Paris oder New York zu besorgen und sofort und ohne Zensur in Polen zu präsentieren. Alle hörten diese Sendungen, alle kannten Pink Floyd, Led Zeppelin, Dire Straits, Ultravox oder The Strainglers.

Auch der junge Marek Niedźwiecki stieß damals zur Redaktion und begründete die erste polnische Hitparade, die internationale und auch junge polnische Hits berücksichtigte. Von 1980 an bis 2020 leitete er mit seiner tiefen, warmen und sympatischen Stimme diese Kult-Sendung, ein Wochenend-Ritual, dem sich mehrere Generationen junger Polinnen und Polen nicht entziehen konnten.