jaroszmacht

Band Nr. 21

Macht, Privilegien, Korruption

Die polnische Gesellschaft 15 Jahre nach der Wende

Inhalt

»Macht, Privilegien, Korruption« ist die erste komplexe Analyse der Schattenseite der polnischen Wirklichkeit nach 1989. Welche negativen Folgen hatte die Systemtransformation? Wie entwickelten sich die Gesellschaft und das politische System? Zu welchen Gefahren führt die Desorganisation zentraler Strukturen des Staates?
Die polnische Soziologin Maria Jarosz stellt in ihrem Buch, das in Polen heftige Debatten ausgelöst hat, die Probleme des heutigen Polen anschaulich und unverblümt dar.

»Wir leben in einem recht merkwürdigen Staat. Das Phänomen ist kompliziert. Ein Teil funktioniert in Eintracht mit dem klassischen marktwirtschaftlichen Modell, ein Teil dagegen weicht davon ab und funktioniert nach den längst vergangenen Mustern der Staatsverwaltungswirtschaft. (...) « (Maria Jarosz)

 

Die Soziologin Maria Jarosz ist Professorin am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Zu ihren zahlreichen Buchveröffentlichungen zählen Arbeiten wie »Selbstmorde. Die Flucht der Verlierer« (2004) und »Soziale Ungleichheiten« (1984) sowie zuletzt – als Herausgeberin – »Polen. Aber was für eines« (2005).

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Herausgeber
Vorwort der Verfasserin

Erster Teil: Macht und Herrschaft

1. Macht, Demokratie und Staat
Überlegungen zum Phänomen Macht
Machteliten
Gemeinwohl oder Gruppeninteressen?
Das polnische Jahr 1989: Revolution oder Umsturz?
Probleme mit den Parteien

2. Die Desorganisation der Macht
Symptome der Desorganisation der Macht
Ursünde der Regierenden: Die verborgene Dimension der Transformation
Politischer Klientelismus
Das Versagen der Wirtschaftspolitik
Ein schlechtes Recht
Die Kunst des Geschäftemachens – dem Staat nichts geben

3. Der Bergbau – die heißen Kastanien der Macht
Die Bergarbeiter in den Nachkriegsjahren: Gruppenidentifikation und Alteritätsgefühle
Die Autoaggression der Bergarbeiter
Aggressives Verhalten der Bergarbeiter: Grundlagen und Ausprägungen
Kohlemagnaten und Gewerkschaftsfunktionäre

Zweiter Teil: Privilegien und Ungleichheiten

4. Privilegien
Definitionen und Begriffe
Privilegien in Zeit und Raum
Protektion: Der Ferne Osten und die postkommunistischen Länder
Akzeptierte und kontroverse Privilegien
Privilegien mit sozialer Abstammung

5. Die sozialen Felder der Ungleichheit
Voraussetzungen und Ansichten
Ungleichheiten und Differenzierungen
Etwas Geschichte

6. Materielle Disproportionen: Die Armen und die Reichen
Zur Glaubwürdigkeit amtlicher und anderer Informationsquellen
Materielle Differenzierungen
Zunehmende Einkommensdifferenzen
Ungleichheit bei Krankheit und Tod
Eine andere Dimension der Ungleichheit: Überlebens- oder Entwicklungsstrategie?

7. Arbeitslose und Randgruppen
Die polnische Arbeitslosigkeit: Ausmaß, Struktur, Tendenzen
Arbeitslose
Das soziale Feld der Marginalisierung
Aus der Gesellschaft ausgeschlossene Menschen

8. Die Vererbung des Familienstatus: Bildungsbarrieren
Die Volksrepublik Polen: Eine Gesellschaft der gleichen Chancen?
Hochschulbildung: Faktor zur Aufrechterhaltung der Sozialstruktur
Bildungskarrieren in der Dritten Republik

9. Selbstmord – Messlatte für die Verfassung einer Gesellschaft
Der Suizidtod in Polen und auf der Welt
Selbstmorde in der Stadt und auf dem Land
Selbstmorde in der sozioprofessionellen Struktur

Dritter Teil: Korruption

10. Quelle und Ausmaß der Korruption
Bedrohung durch Korruption
Entstehungsmechanismen von Korruption
Bestechliches Verhalten in Unternehmen und staatlichen Institutionen

11. Korruption im Umfeld des Militärs
Die Arten des Korruptionsrisikos
Die Korruption in den Armeen der modernen Welt
Die Korruption im Militär in der Volksrepublik und in der Marktwirtschaft
Korruptionsmechanismen im Umfeld des Militärs

12. Politische Korruption
Die Korruption der Macht: Ein zeitloses Phänomen
Die Korruption der Regierenden
Aufsichtsräte: Der Zusammenhang von Macht, Politik und Geld

Nachwort
Personenverzeichnis

Rezensionen

"Warum die Forderungen der Kaczynskis nach einer 'moralischen Revolution', einer starken Exekutive, verschärften Strafgesetzen und einer nachholenden Entkommunisierung so viel Zuspruch erfuhren, zeigt die Warschauer Soziologin Maria Jarosz. Ihre Studie, die in Polen 2004 für Aufsehen sorgte, beleuchtet die Rückseite der Transformation. Sie zeichnet das düstere Bild eines von Korruption, Misswirtschaft und Willkür zermürbten Staates, der von breiten Schichten abgelehnt wird. (...)"
Andreas Mix: Der Staat als Beute. In: Berliner Zeitung vom 15. Februar 2006

"Fast fühlt man sich an Karl Marx erinnert, der behauptete, geschichtliche Ereignisse würden sozusagen zweimal stattfinden: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.
Immerhin gibt es in der polnischen Zeitgeschichte seit 1989 einige Phänomene, die Marx' These bestätigen. Dazu zählt beispielsweise das rabiat vorgetragene Bemühemn der seit Herbst regierenden Nationalkonservativen, Posten für Vorstände und Aufsichtsräte großer Staatsunternehmen mit eigenen Parteikadern oder Sympathisanten zu besetzen.
Die renommierte polnische Soziologin Maria Jarosz hat nun ein neues Buch vorgelegt (...). Darin beweist sie, dass derlei Rochaden keineswegs nur eine Spezialität konservativer Kräfte sind. (...)
Die Korruption der Macht, schreibt sie, sei ein zeitloses Phänomen (...). Eine durchgreifende Reform des Staates, so das Fazit dieses ausgesprochen lesenswerten Buches, habe es trotz Mitgliedschaft in der Europäischen Union bis heute nicht gegeben."
Reinhold Vetter in: Handelsblatt vom 3. März 2006

"Diese mutige und kompetente Studie (...) stellt eine Pflichtlektüre für jeden dar, der sich heute ernsthaft mit dem deutsch-polnischen Verhältnis beschäftigt."
Alfred Theisen in: Schlesien heute 9 (2006), Nr. 3, S. 5

"Aus der Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers kann aus dem aufschlussreichen und hohen wissenschaftlichen Standards entsprechenden Buch von Maria Jarosz gefolgert werden, dass in der polnischen Systemtransformation die ordnungspolitische Aufgabe des Staates im Vergleich zur mikroökonomischen Liberalisierung und makroökonomischen Stabilisierung in den Hintergrund geraten ist. (...) Aus deutscher Sicht wäre es höchst interessant, die im Buch aufgegriffenen Schattenseiten der Systemtransformation in Polen mit der gleichen Fragestellung in den Neuen Bundesländern zu vergleichen."
Piotr Pysz in: Osteuropa Wirtschaft 51 (2006), H. 1, S. 83-87

"Überaus spannend zu lesen ist (...) die Studie der Warschauer Soziologin (...). Dieses Buch hat wegen seiner provokanten Thesen im Land erhebliche Diskussionen ausgelöst. Nun liegt es auf Initiative des renommierten Deutschen Polen-Instituts auch in deutscher Sprache vor (...).
Das Buch von Jarosz macht deutlich, warum Polen in den kommenden Jahren vor einer schwierigen Wegstrecke steht. Eine Rückbesinnung auf 'nationale Größe' und mögliche Sonderwege wird das Land jedenfalls nicht aus der Sackgasse führen."
Burkhard Steppacher in: Bonner Generalanzeiger vom 26. 10. 2006

"Was ist in Polen los? Angesichts der Politik der Kaczynski-Brüder werden die Fragen dringender. Hinweise auf die Probleme, mit denen das Land ringt, kann ein Buch der Soziologin Maria Jarosz geben, das (...) in Polen großes Aufsehen erregte. Man kann sich denken, weshalb: Es iost der erstaunlich offene, engagierte Blick, den sie auf die polnische Wirklichkeit richtet. (...)
Weil das Buch einen instruktiven, ungewöhnlichen Blick auf unser Nachbarland eröffnet, gebührt dem Deutschen Polen-Institut Dank, das (...) sein Erscheinen auf Deutsch ermöglicht."
Hermann Rudolph in: Tagesspiegel vom 13. 11. 2006

"Die in ihrer bewussten Einseitigkeit glänzende Analyse verdient auch außerhalb eines engeren Poleninteresses Beachtung: Durch die EU-Osterweiterung sind wir - nicht nur - mit Polen eng wirtschaftlich und politisch verbunden, so dass wir die aufgezeigten Entwicklungen aufmerksam verfolgen sollten."
Wolfgang Kessler in: ABDOS-Mitteilungen 26 (2006), N. 1, S. 26

"In Polen hat Jaroszs Buch für einigen Wirbel gesorgt. Die Probleme der gesellschaftlichen Transformation werden von der Professorin für Soziologie an der Polnischen Akademie der Wissenschaften deutlich herausgearbeitet."
Zeitschrift für Politikwissenschaften 2006, H. 4, S. 1511

"Wie die Eliten mit der Macht umgehen, ist ein Hauptthema der brillant verfassten Analyse des polnischen politischen Systems nach 1989 durch die polnische Soziologin Maria Jarosz. (...) Trotz aller Düsterheit, die Jarosz' Analyse von Anfang bis Ende begleitet (...), hofft die Soziologin, dass die politischen und wirtschaftlichen Eliten sich in absehbarer Zeit wirksamen Kontrollmechanismen unterwerfen werden".
Andreas Künzli, in: www.osteuropa.ch, Sept. 2007
 

"Nach der Lektüre der deutschen Ausgabe des Buches drängt sich die Frage auf, welche der beiden Leistungen die bemerkenswertere ist - die der Autorin oder die des Übersetzers. (...) ist die Tatsache, dass einem der polnischen Sprache nicht mächtigen, aber am Schicksal der Polen interessierten Zeitgenossen eine scharfsinnige Analyse der sozialen, gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit Polens zugänglich gemacht wird, von unschätzbarem Wert.
Von Maria Jarosz ist man gewohnt, dass sie recht treffsicher die Wunden berührt und sich nicht scheut, Dinge beim Namen zu nennen. So bietet sie dem Leser auch in diesem Buch eine schonungslose und vielschichtige Betrachtung der Schattenseite der polnischen Wirklichkeit nach 1989."
Bernadette Jonda, in: Inter Finitimos 5 (2007), S. 248-252.

"Die 'polnische Realität' wird in diesem Buch auf der Grundlage von (teilweise unveröffentlichten) Primärquellen, Umfragen, journalistischem Material sowie von Ergebnissen der umfangreichen Fachliteratur analysiert."
Adalbertusforum Nr. 41, Juni 2008, S. 37