jerzyszacki

Band Nr. 1

Jerzy Szacki: Der Liberalismus nach dem Ende des Kommunismus

Mit einem Postskriptum zur deutschen Ausgabe

Inhalt

In den ostmitteleuropäischen Ländern schien der Liberalismus nach 1989 gesiegt zu haben. Doch die liberalen Bewegungen standen vor großen Problemen: Ihre regionalen Traditionen waren gering, die Gesellschaft war an staatlichen Protektionismus gewöhnt, nationale und konservative Strömungen gewannen an Einfluß, bald auch die Nostalgie nach den "guten alten Zeiten". Dennoch gelang eine Art "liberaler Revolution", zumindest im wirtschaftlichen Bereich. Am Beispiel Polens zeigt Jerzy Szacki die Entwicklung des Liberalismus vor wie nach der Wende und resümiert in einem Postskriptum zur deutschen Ausgabe die Ereignisse der letzten Jahre.

Der Warschauer Soziologe und Ideenhistoriker Jerzy Szacki (geb. 1929), eine der intellektuellen Autoritäten seines Landes, ist mit zentralen Arbeiten zu Themen wie Utopie und Tradition hervorgetreten. Der Liberalismus nach dem Kommunismus (1994) wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt.

Inhaltsverzeichnis

I. Einführung

1. Die Entdeckung des Liberalismus in Osteuropa
2. Aktualität des Liberalismus
3. Hat der Liberalismus gesiegt?
4. Antwort auf eine Herausforderung
5. Das Problem der Wanderung der Ideen
6. Was ist dies für ein Buch?

II. Statt einer Definition des Liberalismus

1. Schwierigkeit einer Definition des Liberalismus
2. Ein banalisierter Liberalismus
3. Wer ist in Osteuropa ein Liberaler?
4. Temperament oder Weltanschauung?
5. Die Sprache der Rechte des Individuums
6. Das Problem des Wirtschaftsliberalismus
7. Die Vielzahl der Liberalismen

III. Der geschichtliche Hintergrund

1. Osteuropa und der Westen
2. Der Mythos von der "goldenen Freiheit" im alten Polen
3. Das Fehlen einer liberalen Tradition und die wirtschaftliche Rückständigkeit
4. Außerökonomische Ursachen der Schwäche des Liberalismus
5. Liberale Ideen im Polen der Zwischenkriegszeit
6. Kommunismus und Liberalismus

IV. Der Protoliberalismus: Autonomie des Individuums und der Zivilgesellschaft

1. Kommunismus à rebours, das heißt Liberalismus
2. Die Frage nach dem "Liberalismus" der demokratischen Opposition
3. Eine "antipolitische" Politik
4. Autonomie des Individuums und Individualismus
5. Kollektiver Individualismus
6. Das Private und das Öffentliche
7. Hin zu einer Zivilgesellschaft
8. Das Problem der Theorietradition
9. Die Zivilgesellschaft, was ist das?
10. Zivilgesellschaft und moralische Einheit der Bürger
11. Gesellschaft ohne Wirtschaft
12. Mängel der Idee der Zivilgesellschaft
13. Ist das wirklich Protoliberalismus?
14. Der Kollektivismus der “Solidarność”
15. Schluß

V. Wirtschaftsliberalismus: "Der vernachlässigte Weg des Antikommunismus"

1. "Schöpferischer" versus "revolutionärer" Antikommunismus
2. Die Richtung der Umorientierung
3. Verschiedene Dimensionen der liberalen Umorientierung
4. Kapitalismus in einem kommunistischen Staat
5. Wie den Kommunismus liquidieren?
6. Eine andere Zivilgesellschaft
7. Liberalismus als Peitsche für die Linke
8. Liberalismus nach 1989: Die Perspektive des Großen Sprungs
9. Der Kapitalismus als ideologisches Projekt
10. Die Sünde des Konstruktivismus
11. Die autoritäre Versuchung
12. "Pragmatismus" oder Etatismus
13. Das Erbe des sozialistischen Etatismus
14. Der angewandte Liberalismus am politischen Scheideweg
15. Schluß

VI. Gibt es in Polen einen politischen Liberalismus?

1. Wie weit reicht der Liberalismus?
2. Der Liberalismus und die christlichen Werte
3. Der situative Kontext und die Doktrinen
4. Die Scheidelinie
5. Ist ein Dialog möglich?
6. Über die Schwäche des politischen Liberalismus

VII. Epilog

Postskriptum zur deutschen Übersetzung des Liberalismus nach dem Ende des Kommunismus

Zum Autor

Register

Rezensionen

"Szacki zieht die beschreibende Annäherung an sein Thema vor. Dabei wird das Kernstück genuin liberalen Denkens erschlossen - seine existenzielle Bedeutung an die Rechte des Individuums."
Helga Grebing in: Süddeutsche Zeitung vom 11. August 2003

"Liest man Jerzy Szackis elegant formuliertes Buch, lernt man, dass [die liberalen] Essentials einer modernen Gesellschaft in Osteuropa zwar nicht von allen geschätzt, wohl aber weidlich genutzt werden. Liberale in Ost und West mag dies trösten."
Cord Aschenbrenner in: Neue Zürcher Zeitung vom 19. November 2003

"Das Buch ist weniger eine Analyse der Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa als vielmehr eine Ideengeschichte des Liberalismus in Polen. Dabei widerspricht Szacki einigen populären Vorstellungen."
Andreas Mix in: Berliner Zeitung vom 11. August 2003

"Polens Gesellschaft hat den real existierenden Sozialismus überwunden. Die Öffnung zum Liberalismus, die Wiederentdeckung der Autonomie des Individuums, wurden zum Ausgangspunkt einer neuen Politik in einer Region, in der der Liberalismus und der Individualismus nur partiell verwurzelt waren. Die größten Verdienste daran spricht Szacki der freien Gewerkschaftsbewegung 'Solidarnosc' zu."
Georg Stöber in: Deutschlandfunk, Politische Literatur, vom 5. Januar 2004

"Der Liberalismus hat sich, trotz der vielen Lorbeerblätter, die Jerzy Szacki immer noch an die polnischen Liberalen verteilt, in Polen als eine kurzsichtige Doktrin erwiesen. Damals musste der Erfolg des Systemwechsels rasch sichtbar werden. Heute aber sieht man deutlich - das Tempo der Transformation war zu hoch."
Joanna Wiorkiewicz in: Deutschlandfunk, Politische Literatur, vom 8. März 2004