henryk elzenberg

Band Nr. 5

Henryk Elzenberg: Kummer mit dem Sein

Tagebuch eines Philosophen. Aphorismen und Gedanken aus den Jahren 1907 bis 1963

Inhalt

Kummer mit dem Sein ist ein ganz außergewöhnliches Tagebuch. Das Tagebuch eines Philosophen, authentisch, lebendig, spontan. Als zwanzigjähriger, noch während seines Studiums in Paris, beginnt Henryk Elzenberg, sich und die Welt zu kommentieren: "Wenn ich denke, existiere ich nicht, bin ich mir meiner nicht bewußt; es existiert nur das, woran ich denke." (1907) Sechs Jahrzehnte lang beobachtet er, der Außenseiter, der Einsame, mit Skepsis und Scharfsinn die intellektuellen Verwerfungen seiner Zeit. Als Resonanzkörper dient ihm ein gewaltiger geistesgeschichtlicher Horizont – von Sokrates über Bhudda und Henri Bergson bis zu Bertrand Russell. Gegenstand seiner Reflexionen sind Ethik und Philosophie, Religion und Literatur. Am Ende seines Lebens hat der Philosooph seine geistreiche Distanz nicht verloren: "Wer intelligenter ist, hat mehr dumme Einfälle. Sein Geist ist ruhelos, in ständiger Bewegung, also stolpert er ständig. Dummköpfe haben wenig dumme Einfälle." (1961) Kummer mit dem Sein genießt in Polen Kultstatus.

Henryk Elzenberg (1887-1967) unterrichtete an den Universitäten Warschau, Wilna und Thorn Philosophie. Zu seinen Schülern zählte der Dichter Zbigniew Herbert.

 

Inhaltsverzeichnis

Erster Teil
Der Erste Weltkrieg und die Zeit davor

I Vorkriegszeit

II Erster Weltkrieg

Zweiter Teil
Zwischenkriegszeit

I 1919 bis 1930

II Die dreißiger Jahre

Dritter Teil
Der Zweite Weltkrieg und die Zeit danach

I Zweiter Weltkrieg

II Vom Kriegsende bis zum Jahre 1953

III 1954 bis 1963

Editorische Notiz

Erläuterungen

Zum Autor und seinem Werk

Personenverzeichnis

Sachverzeichnis

Rezensionen

Die Eintragungen "zeichnen sich durch [einen] präzis-nüchternen Stil aus. Sie haben oft eine knappe, aphoristische Form, doch anders als etwa bei dem Meister der Gattung, Stanislaw Jerzy Lec (...), lässt sich Elzenberg auch in diesen Gedankensplittern vor allem als Philosoph erkennen. (...)
Seine Konzentration auf das Geistige und seine intellektuelle Disziplin lassen nicht einmal während der beiden Weltkriege und im Stalinismus nach; seine Eintragungen aus dieser Zeit wirken fast, als nehme er von der jeweiligen Situation kaum Notiz."
Marta Kijowska in: Neue Zürcher Zeitung vom 24. Dezember 2004

"War Elzenberg bisher nur mit aphoristischen Kurztexten in der Übersetzung Karl Dedecius' bekannt geworden (...), so wird er jetzt mit einem Band der Polnischen Bibliothek unter dem Titel 'Kummer mit dem Sein' Vorgestellt. Es sind chronologisch geordnete Aufzeichnungen von 'Aphorismen und Gedanken aus den Jahren 1907 bis 1963', die Sven Sellmer sorgfältig und flüssig übersetzt hat (...).
Nüchterne Diskretheit, aber auch Ironie und Witz kennzeichnen die Notizen, dazu offenbaren sie eine ungeheure Belesenheit und Erweiterung des Denkhorizonts noch in den fünfziger Jahren. (...) Nach der Lektüre möchte man mehr wissen über dieses eigentümlich menschenscheue, asketische und reiche Leben (...)."
Christiane Böhler-Auras im Saarländischen Rundfunk (13. November 2004)

"Das Tagebuch, das der polnische Philosoph Henryk Elzenberg mehr als fünfzig Jahre führte, ist der beeindruckende Kommentar eines Moralisten zum "Zeitalter der Extreme". Kompromisslos verteidigte Elzenberg die intellektuelle Autonomie gegen die totalitären Ansprüche seiner Zeit."
Christian Mix in: Berliner Zeitung vom 31. Januar 2005

"Der abendländische Kanon lebt unangefochten in diesen Aufzeichnungen und Notaten weiter. Je mehr man davon selber durchgelesen und durchgearbeitet hat, desto mehr lohnt die Lektüre dieses Tagebuchs. (...) Als Pole hat er viel gemeinsam mit den literarischen Einzelgängern Witold Gombrowicz und Jerzy Lec. Wie diese hält er vom 'Ich' nicht viel mehr als von einem schönen Plakat. Die Mystik als Existenzform der Einheit von Leben und Denken fasziniert ihn (...). Seine Prosa prätendiert ehrlich auf literarischen Höchstwert. Als Philosoph versteht er sich als Zeuge, der alles, was ihm widerfährt, was er beobachtet und denkt, auf Abstand zu den anderen hält. Die Gesellschaft ist ihm ein moderner Fluch, der nichts Tragisches hat, 'denn auf ihn fällt keinerlei Abglanz des Schönen'."
W. Hindemith im Südwestrundfunk (Nov. 2004)