reise_nach.gross.jpg

JOACHIM CHRISTOPH FRIEDRICH SCHULZ Reise nach Warschau. Eine Schilderung aus den Jahren 1791-1793

Inhalt

Mit Vignetten von Daniel Chodowiecki und einem Nachwort von Klaus Zernack.
1982, 1986. 370 S. Ln. EUR 20,80 (3-518-04389-7).
Als Taschenbuch: 1996, S. 2593, EUR 9,99 (3-518-39093-7).


Anonym erschien 1795/96 die "Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau, Dresden, Karlsbad, Linz, Wien und Klagenfurt nach Botzen in Tyrol". Überwiegend aber ist das Buch der Schilderung Polens gewidmet, einer großartigen Sicht der polnischen Entwicklung in den Jahren 1791 bis 1793. Der Verfasser J.C.F. Schulz (1762-1798) berichtet, was er, als Mitglied der kurländischen Abordnung der "Bürgerlichen Union" zum Warschauer Reichstag, erlebt hat: die gesellschaftliche Gliederung des Staates, Sitte und Erziehung, künstlerische Ausdrucksformen, die politische Verfassung nebst der "Topographie" der Hauptstadt. Doch es bleibt nicht bei his-torisch-sozialen "Merkwürdigkeiten":
Schulz fragt auch nach den Gründen des Niedergangs der "Republik Polen". Als Kenner des Warschauer Lebens schrieb er den klassischen Bildungsreport, eines der besten Prosawerke der Zeit, dessen literarische Qualität Goethes Lob fand.
Online bestellen

Inhaltsverzeichnis

Eine Allee führt von da auf den Weg nach Wilanów, verläßt einen aber bald, und man fährt weiter durch angebautes Land, das einen weiten Gesichtskreis darbietet. Kurz vor Wilanów empfängt einen eine andre Allee, die sich in mehreren Zweigen um diesen Ort ausbreitet. Das hiesige Lustschloß, das auch der Besitzerin von Mokotów gehört, fällt gut in die Augen. Es schließt im Halbzirkel erbaut, einen geräumigen, mit Rasen bedeckten Hof ein, und seine Vorderseite ist mit einer Folge von Basreliefs verziert, welche die merkwürdigsten Taten des Königs Johann Sobieski darstellen. Man weißt, daß dieser König dieses Schloß selbst erbaute, und den dazugehörigen Garten anlegte.  Er lebte am liebsten hier, starb hier auch, und die nachfolgenden Besitzer haben, aus Ehrfurcht für das Andenken dieses Stolzes der Polen, seine Zimmer zu gelassen, wie sei waren, als er sie bewohnte.
An den Palast ist eine kleinere Anlage gebaut, die ein Bad einschließt, welches mit den feinsten und üppigsten Bequemlichkeiten versehen ist und sich neben den schönsten seiner Art mit Ehren zeigen darf.

Rezensionen

"Schulz brachte den Sinn für Geschichte mit. Er sah die Brisanz der polnischen Lage und porträtierte Personen und Sitten, die herrschenden Familien, den Zustand von Stadt und Land, ohne ins bloße Registrieren zu verfallen. Die sachliche Ausgewogenheit, überhaupt die Sachkenntnis, die er an Ort und Stelle gewann, wirkt wie selbstverständlich wiedergegeben. ... Ein Glanzstück ist die Porträtskizze des letzten polnischen Königs Stanislaus August Poniatowski (1732 bis 1798). Die historische Gerechtigkeit, die gerade angesichts dieser Skizze deutlich wird, zeigt die Souveränität des Beobachters und Kenners Schulz."
Der Tagesspiegel