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HENRYK RZEWUSKI Denkwürdigkeiten des Herrn Soplica

Inhalt

Übertragen von Philipp Löbenstein.
Mit einem Nachwort von Andrzej de Vincenz und Illustrationen von Elviro Andriolli und Bronisław Zaleski. 1986. 360 S. Ln. EUR 20,80 (3-518-02595-3).


[Betr. die Adelsrepublik im 18. Jh.]Herrn Soplicas Denkwürdigkeiten stehen am Anfang einer für Polen typisch gewordenen Literaturgattung, der gawęda, der Plauderei. Die Plauderei ist eine Geschichte; sie strebt nicht auf eine Pointe zu, sie lebt aus der Lust zu fabulieren. Henryk Rzewuski konnte zwar auf eine lange mündliche Tradition dieser Kunst zurückblicken, doch erst ihm, dem Romantiker, gelang es, mit seinen zur Literatur gewordenen Plaudereien die Leser einzunehmen. Hier fanden sie die nationalen Eigenschaften wieder, die sie selbstbewußt machten: den Sinn für Ruhm, das Machtbedürfnis, Stolz, Tapferkeit, Glauben, Freiheitsliebe, Rechtsbewußtsein und die Solidarität, wenn es darum ging, diese Werte zu verteidigen- bis zur Teilung der Adelsrepublik im Jahre 1795.
Die Plaudereien von Henryk Rzewuski (1791–1866), zuerst 1839–1841 in Paris erschienen, wurden 1875 ins Deutsche übersetzt und liegen hier ausgewählt in überarbeiteter Fassung vor.

Inhaltsverzeichnis

Fürst Michał Radziwiłł, damals Kastellan von Wilna, hatte einen Rechtsstreit mit unserem Herrn, dem Fürsten Karol. Der Kastellan verschrieb sich deshalb aus Posen den berühmten Rechtsanwalt Raczyński. Man erinnert sich in Wilna seiner noch bis zur Stunde; er trug nach deutscher Art eine ungeheure, gepuderte Frisur und hatte ein Ringlein im linken Ohr. Dieser Rechtsgelehrte trat nunim Prozeß gegen unseren Fürsten mit Schimpfereien auf, in Gegenwart einiger Albaner, die dem Anschein nach alles gleichgültig hinnahmen. Es verflossen aber keine zwei Tage, da fuhr der Fürst Kastellan mit Herrn Raczyński auf einen Nachmittagskaffee nach Pohulanka, das schon außer dem Bereich der Gerichtsjurisdiktion lag. Da wurden sie von Paweł Siemieradzki und Bazyli Czeczot, Albanern aus Nowogródek, mit einigen Dienern des Fürsten Wojewoden überfallen und zählten angesichts des Fürsten Kastellans seinem Bevollmächtigtem hundert Peitschenhiebe auf seine deutschen Pluderhosen. Der Fürst Kastellan war so erschrocken und so in Frucht, auch seinen Anteil zu erhalten, daß er darauf einige Wochen krank zu Bett lag. Herr Raczyński kehrte insgeheim, nachdem er ein paar Tage das Bett gehütet hatte, mit seinem unerwarteten Honorar nach Großpolen zurück. 

Rezensionen

"Der Stil dieses »Geschichtsbuches« macht es möglich, daß Geschichte hier nicht ernsthaft-didaktisch, sondern unterhaltend und plaudernd dargebracht wird."
Udo Michałowski, Neue Zürcher Zeitung