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Band Nr. Suhrkamp

TADEUSZ RÓŻEWICZ Gedichte. Stücke

Inhalt

Herausgegeben von Karl Dedecius.
Die Stücke übersetzte Ilka Boll, die Gedichte Karl Dedecius aus dem Polnischen.
1983. 318 S. Ln. (3-518-04524-5).

Wie kaum ein anderer repräsentiert Różewicz die polnische Nachkriegslyrik. Mit seinem ersten Gedichtband Unruhe (1947) wurde er zum Sprecher der Überlebenden des Krieges und zum Begründer einer neuen Poetik. Als Dramatiker, von Beckett und Ionesco beeinflusst, hat er mit seiner Kartothek ein programmatisches Generationsdrama geschrieben, dessen Wirkung mit Borcherts Draußen vor der Tür zu vergleichen ist. Auch die späteren Stücke, Die Zeugen oder Unsere kleine Stabilisierung oder Die Laokoon-Gruppe, wurden in viele Sprachen übersetzt und auf zahllosen Bühnen gespielt. Der vorliegende Band enthält eine Auswahl aus dem lyrischen Gesamtwerk und drei seiner wichtigsten Stücke.

Tadeusz Różewicz, 1921 geboren, wurde 1955 mit dem Polnischen Staatspreis ausgezeichnet; 1959 erhielt er den Literaturpreis der Stadt Krakau; 1959 den Preis 1. Klasse des polnischen Kulturminis-ters; 1982 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Różewicz lebt in Wrocław (Breslau).

Inhaltsverzeichnis

IN ADLER

Oft bin ich ein Adler, so
kommts mir vor
am Schreibtisch
Ich fliege steil in den
Himmel empor
am Schreibtisch

Ich balle die Faust und drohe
der Welt
am Schreibtisch
Zerschlage die Ketten und
bin ein Held
am Schreibtisch

Den Kapitalisten heize ich ein
am Schreibtisch
Die Imperialisten schlage ich
klein
am Schreibtisch

Ich kriege und siege mich
groß und heiß
am Schreibtisch
Vielleicht auch gähne ich nur,
wer weiß
am Schreibtisch

Rezensionen

"Różewicz war der Celan Polens. Beiden Lyrikern machte es die größten Schwierigkeiten, nach der Erfahrung der unmittelbaren Vergangenheit weiterzudichten. Wer nun aber Tadeusz Różewicz, den programmatisch wortkargen und schmucklosen, gewissenhaften Protokollanten der Unmenschlichkeit, nach der Publikation seiner ersten (und besten) Gedichte für einen Autor hielt, der es bei diesem einen Buch belassen würde, konnte einige Jahre später erleben, über welchen formalen Erfindungsreichtum er verfügt, wie souverän er Montage und Collage beherrscht.
Seine Bedeutung für die polnische Literatur bleibt unbestritten."
Frankfurter Allgemeine Zeitung