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SZCZEPAŃSKI. Japanische Blumen

Inhalt

Erzählungen und Betrachtungen.
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Andrzej Sulikowski.
Aus dem Polnischen von Klaus Staemmler, Kurt Kelm, Karl Dedecius und Karol Sauerland.
1988. 330 S. Ln. (3-518-40142-4).

Diese hier versammelten Erzählungen und Betrachtungen reflektieren existentielle Grenzsituationen während des Krieges als Partisan, in der Zeit der stalinistischen Bedrohung, in der geistigen Dürftigkeit sowohl des sozialistischen als auch des kapitalistischen Alltags, im Kampf mit den Naturmächten, in denen das Gewohnte, das scheinbar Selbstverständliche zusammenbricht und das Leben sich von neuem einen Sinn zu geben sucht.

Jan Józef Szczepańki, 1919 in Warschau geboren, lebt als freier Schriftsteller in Krakau, wo er 1947 ein durch Krieg und Partisanentätigkeit unterbrochenes Orientalistikstudium abschloss. In Anerkennung seiner literarischen Leistung und moralischen Integrität ist er nach dem Tod von Jarosław Iwaszkiewicz im Jahr der Solidarität 1980 zum Vorsitzenden des Polnischen Schriftstellerverbandes gewählt worden, den die Regierung 1983 auflöste. Szczepański schreibt Romane, Erzählungen, Essays, Drehbücher und Reportagen.

Inhaltsverzeichnis

Das Element der Japanischen Blumen war das Wasser. In ein Glas geworfen, fing die dunkle Kapsel an zu schwellen. Ihre dem Anschein nach einheitliche Substanz wurde zum durchbrochenen Geflecht verschiedenfarbiger Fasern, die sich in Schleifen streckten, und dann erblühte auf der Wasseroberfläche eine phantastische Blume mit vielgestaltigen Blättern lebendig sich auswachsend zu immer neuen filigranen Formen. Von kindlicher Habgier beherrscht, warf ich immer neue Kapseln hinein, bis im Glas Gedränge entstand und ich am Ende einen winzigen, mit einem Pelz aus farbiger Entengrütze überzogenen See vor mir hatte.
Die Japanischen Blumen zeichneten sich leider nicht durch Dauerhaftigkeit aus. Nach einiger Zeit verloren sie ihre Schönheit, welkten, wurden glitschig und braun wie tote Algen, verbreiteten den unangenehmen Geruch von Fäulnis und Chemikalien. Sie verwandelten sich in ein Gerinnsel, das, wie ich heute glaube, an den Bewußtseinsinhalt eines Greises erinnert. Man mußte sie am Ende ins Klosett gießen.
Es war ein pädagogisches Spielzeug. Es lehrte Skepsis, impfte aber gleichzeitig den Wunsch nach Auflehnung ein, die Sehnsucht danach, das Entzücken zu bewahren.

Rezensionen

"Szczepański [...] bündelt die polnische Situation in dem Satz: >Gib nicht auf und versuche es weiter, denn nur diese Mühe rechtfertigt deine Existenz<."
Die Welt