Band Nr. 33
Jahrbuch Polen 2022
Widersprüche
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Einführung: Die Kraft der Widersprüche oder »Einmal Polen Schwarz-Weiß, bitte!«
Essays
Olga Drenda: Zwischenstadt Polen
Michał Olszewski: Mobilität und Verlust
Agata Czarnacka: Migration, Patriotismus und kollektiver Narzissmus. Polen und die Herausforderungen der Vielfalt
Tomasz Zarycki / Aleksandra Konarzewska: Der politische Konflikt bleibt noch immer ein Spiel der Intelligenz
Dominika Kozłowska: Ist Polen (noch) ein christliches Land?
Reinhold Vetter: Polexit durch die Hintertür. Polnische Regierungspolitik und europäische Themen
Barbara Fatyga / Dawid Karpiuk: Legende einer Generation
Andrzej Leder / Sławomir Sierakowski: Klassenspiele
Tomasz Szlendak / Elżbieta Turlej: Verfemte Waisen
Ewa Wanat: Kampf der Geschlechter oder »You’ll never walk alone«
Jennifer Ramme: Der Vielfalt »Frau werden«. Synergien und Unvereinbarkeiten frauenpolitischer Bewegung(en) in Polen
Lech M. Nijakowski: Polen: ein Land – zwei Lager? Zweifel an einer weit verbreiteten Meinung
Stefan Garsztecki: Was ist des Polen Vaterland? Zwischen links und rechts
Piotr Marecki: Am Wegesrand
Agnieszka Pajączkowska / Aleksandra Zbroja: »Was habt ihr denn gedacht? «Gespräche mit masowischen Frauen
Marek Szymaniak / Jędrzej Dudkiewicz: Die verrostete Seite Polens
Anna Arno: Dieses Land
Anhang
Verzeichnis der Übersetzer*innen
Bildnachweis
Pressemitteilungen
Pressemitteilung zum Jahrbuch Polen 2022 Widersprüche
Das Jahrbuch Polen 2022 beschäftigt sich mit polnischen „Widersprüchen“. Heute scheiden sich in Polen die Geister in Fragen von modernen Lebensentwürfen –zwischen als verbindend empfundener Tradition und dem verlockenden Individualismus. Unter anderem geht es um den Wandel im Verhältnis der Geschlechter untereinander: um die oft als spektakulären Aufstieg charakterisierte Position der polnischen Frau, die Einschränkung ihrer Grundrechte und die starken Proteste dagegen; und um einem als dramatisch empfundenen Niedergang der Männer in Beziehung, Familie und Beruf.
Gegenwärtig treten auch Spannungen zutage, welche sich trotz eigener Mobilitätserfahrungen in der schroffen Distanz den »Anderen« gegenüber äußern, die an Polens Grenzen ankommen. Zwischen Jung und Alt klaffen Welten auseinander – während die reiferen Jahrgänge auf materielle Sicherheit bedacht sind, suchen gerade junge Menschen nach postmodernen Lebensentwurfs-Alternativen. Widersprüche brechen sich auch in der Ästhetik Bahn, es gibt viele spannende Entwicklungen in Architektur und Stadtplanung, doch Wildwuchs und Chaos im Stadtbild können sie dennoch nicht verhindern.
Kontrastreich erscheint Polen vor allem seit dem Jahr 2015, als die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit die Regierung übernahm und nicht nur die Rechtsstaatlichkeit auszuhöhlen begann, sondern auch zahlreiche Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens im Sinne einer konservativ-nationalistischen Wende umkrempelte. So folgt im Jahrbuch die Analyse der größten politischen Fraktionen zunächst dem grundlegenden Gegensatz zwischen dem aktuell herrschenden Konservatismus und dem nach 1990 lange dominierendem Liberalismus, aber auch den politischen Extremen am rechten und linken Rand.
Lange Zeit war die katholische Kirche in Polen wie ein Fels in der Brandung – sie beförderte das Überleben der polnischen Nation während der Teilungszeit, der Weltkriege, des Kommunismus. Aber nun erfährt die Kirche aufgrund eigener Verfehlungen die größte Niederlage, in einer Gesellschaft, die sich im europäischen Vergleich derzeit am dynamischsten säkularisiert.
Ist Polen also ein einziger Widerspruch in Rot-Weiß? Das Jahrbuch Polen lädt dazu ein, das ganze Spektrum zu entdecken! In der diesjährigen Ausgabe finden sich Texte u.a. von Ewa Wanat, Stefan Garsztecki, Michał Olszewski, Jennifer Ramme, Dominika Kozłowska und Olga Drenda. Die Literatur repräsentieren Anna Arno, Piotr Marecki, Agnieszka Pajączkowska und Aleksandra Zbroja. Umschlag und Bilder entwarf Max Skorwider.