CoverJB2012

Band Nr. 23

Jahrbuch Polen 2012

Regionen

Rezensionen

Beitrag von Iwona Sagan: Polnische Regional- und Metropolenpolitik. Kohärenz oder Konkurrenz?, parallel erschienen in den Polen-Analysen Nr. 103 vom 21. Februar 2012 und in polnischer Sprache auf www.publika.pl (Res Publika Nowa).

Beitrag von Peter Oliver Loew und Robert Traba: Die Identität des Ortes. Polnische Erfahrungen in der Region in polnischer Sprache erscheinen in der Zeitschrift "Borussia" / Ausgabe 50 / 2011 unter dem Titel "W poszukiwaniu tożsamości MIEJSCA. Doświadczenia polskie"

Beitrag von Szczepan Twardoch in polnischer Sprache erschienen in der Monatsschrift ZNAK / Ausgabe Januar 2012 unter dem Titel "Tożsamość samotna"

Pressemitteilungen

Pressemitteilung zum
Jahrbuch Polen 2012 Regionen

Polen ist ein Land regionaler Vielfalt. Als Trennlinie zwischen dem Westen und dem Osten des Landes gilt seit Jahrzehnten die Weichsel. Die traditionellen Nahtstellen an den historischen Grenzen der Teilungsgebiete des 19. Jahrhunderts – zwischen dem ehemaligen Kongresspolen, Galizien und den preußischen Ostprovinzen - sind bis heute in der kulturellen Landschaft sichtbar. Dazu kommt der Unterschied zwischen Stadt und Land, der jedoch allmählich an Bedeutung zu verlieren scheint. Zunehmend wird von der Unterscheidung zwischen Metropolen und der »Provinz« gesprochen, die geografisch nicht genau zu fassen ist. Darüber werden strukturelle Divergenzen zwischen Nachbarstädten und -gemeinden entdeckt. Sie ergeben sich aus Faktoren wie der Qualität der Verkehrswege, der Leistungsfähigkeit der Behörden oder der Aktivität der Bürger.

 Das aktuelle Jahrbuch Polen 2012 Regionen sucht einenZugang zu dem facettenreichen Bild der polnischen Regionen. Während Józef Krzyk die Selbstverwaltungsreform von 1990 als einen bedeutenden Erfolg würdigt, weist Iwona Sagan in ihrer Einschätzung der aktuellen Debatte über Polen A und Polen B auf erhebliche Diskursdefizite und die Arroganz der »Bessergestellten in den Metropolen« hin. Deren Postulat, die wenigen EU-Mittel für die Entwicklung der zentralen »Wirtschaftsmotoren« aufzuwenden, während andere Gebiete ökonomisch vernachlässigt würden, hält sie für bedenklich. Die grobe Einteilung in ein entwickeltes „Polen A“ und ein mit Strukturproblemen behaftetes „Polen B“ lässt sich auch in den politischen Präferenzen der Bevölkerung feststellen, wie Janusz A. Majcherek feststellt. Es klingt paradox, dass gerade Menschen in den ehemals deutschen Ostgebieten, deren Vorfahren aus den polnischen »Kresy« (östliches Grenzland) kamen, wo sie keine allzu großen Erfahrungen mit einer demokratischen politischen Kultur hatten machen können, heute ebendiese in einem bemerkenswerten Maße selbst entwickeln. Über diese Regionen, die lange Zeit in Polen als »wiedergewonnen« galten, und über den schwierigen Weg der dort angesiedelten Bevölkerung zu einem positiven Grundverständnis, ja bisweilen sogar zu einer Vereinnahmung der dortigen »kulturellen Landschaft«, schreibt Jacek Schmidt. Regionale politische Besonderheiten Oberschlesiens, unter besonderer Berücksichtigung der dortigen Autonomiebewegung, stellt Krzysztof Karwat in seinem Beitrag vor. Über literarische und kulturelle Landschaften als Ausdruck einer Besonderheit der polnischen »Grenzland-Literatur« denkt Hans-Christian Trepte nach. Neben anderen Themen verdient der Essay von Szczepan Twardoch besondere Aufmerksamkeit, in dem der Autor sein eigenwilliges „Schlesisch-Sein“ zu einer „Identität der Einsamkeit“ erklärt.

 Im Literaturteil präsentieren wir ein Fragment des Romans Die fünfte Himmelsrichtung von Kazimierz Kutz. Darüber hinaus stellt das Jahrbuch Texte von Daniel Odija, Mariusz Sieniewicz, Kazimierz Brakoniecki und Michał Olszewski vor.