Jahrbuch Polen 2012 Regionen erschienen

Jahrbuch Polen 2012 / Regionen
Herausgegeben vom Deutschen Polen-Institut. Redaktion: Andrzej Kaluza und Jutta Wierczimok
Wiesbaden 2012, 190 S., Preis: 11,80 € (Abo 9 €) ISBN 978-3-447-06649-5.
Inhaltsverzeichnis
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Polen ist ein Land regionaler Vielfalt. Als Trennlinie zwischen dem Westen und dem Osten des Landes gilt seit Jahrzehnten die Weichsel. Die traditionellen Nahtstellen an den historischen Grenzen der Teilungsgebiete des 19. Jahrhunderts – zwischen dem ehemaligen Kongresspolen, Galizien und den preußischen Ostprovinzen - sind bis heute in der kulturellen Landschaft sichtbar. Dazu kommt der Unterschied zwischen Stadt und Land, der jedoch allmählich an Bedeutung zu verlieren scheint. Zunehmend wird von der Unterscheidung zwischen Metropolen und der »Provinz« gesprochen, die geografisch nicht genau zu fassen ist. Darüber werden strukturelle Divergenzen zwischen Nachbarstädten und -gemeinden entdeckt. Sie ergeben sich aus Faktoren wie der Qualität der Verkehrswege, der Leistungsfähigkeit der Behörden oder der Aktivität der Bürger.

Das aktuelle Jahrbuch Polen 2012 Regionen sucht einenZugang zu dem facettenreichen Bild der polnischen Regionen. Während Józef Krzyk die Selbstverwaltungsreform von 1990 als einen bedeutenden Erfolg würdigt, weist Iwona Sagan in ihrer Einschätzung der aktuellen Debatte über Polen A und Polen B auf erhebliche Diskursdefizite und die Arroganz der »Bessergestellten in den Metropolen« hin. Deren Postulat, die wenigen EU-Mittel für die Entwicklung der zentralen »Wirtschaftsmotoren« aufzuwenden, während andere Gebiete ökonomisch vernachlässigt würden, hält sie für bedenklich. Die grobe Einteilung in ein entwickeltes „Polen A“ und ein mit Strukturproblemen behaftetes „Polen B“ lässt sich auch in den politischen Präferenzen der Bevölkerung feststellen, wie Janusz A. Majcherek feststellt. Es klingt paradox, dass gerade Menschen in den ehemals deutschen Ostgebieten, deren Vorfahren aus den polnischen »Kresy« (östliches Grenzland) kamen, wo sie keine allzu großen Erfahrungen mit einer demokratischen politischen Kultur hatten machen können, heute ebendiese in einem bemerkenswerten Maße selbst entwickeln. Über diese Regionen, die lange Zeit in Polen als »wiedergewonnen« galten, und über den schwierigen Weg der dort angesiedelten Bevölkerung zu einem positiven Grundverständnis, ja bisweilen sogar zu einer Vereinnahmung der dortigen »kulturellen Landschaft«, schreibt Jacek Schmidt. Regionale politische Besonderheiten Oberschlesiens, unter besonderer Berücksichtigung der dortigen Autonomiebewegung, stellt Krzysztof Karwat in seinem Beitrag vor. Über literarische und kulturelle Landschaften als Ausdruck einer Besonderheit der polnischen »Grenzland-Literatur« denkt Hans-Christian Trepte nach. Neben anderen Themen verdient der Essay von Szczepan Twardoch besondere Aufmerksamkeit, in dem der Autor sein eigenwilliges „Schlesisch-Sein“ zu einer „Identität der Einsamkeit“ erklärt.

Im Literaturteil präsentieren wir ein Fragment des Romans Die fünfte Himmelsrichtung von Kazimierz Kutz. Darüber hinaus stellt das Jahrbuch Texte von Daniel Odija, Mariusz Sieniewicz, Kazimierz Brakoniecki und Michał Olszewski vor.