Erklärung des Direktors des Deutschen Polen-Instituts, Prof. Dr. Peter Oliver Loew

In den vergangenen Tagen sind in der polnischen Öffentlichkeit und auch von Seiten des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) Äußerungen des DPI-Direktors Prof. Dr. Peter Oliver Loew aus dem Zusammenhang gerissen kommentiert worden. Hierzu erklärt Prof. Loew: „Mir zu unterstellen, gesagt zu haben, dass Polen eine Mitschuld am Holocaust trage, ist empörend. In meinen Äußerungen beim Deutsch-Polnischen Forum am 5. Juni in Berlin habe ich auf Frage des Kommentators nach ‚Kontroversen‘ in den deutsch-polnischen Beziehungen aufgezählt, mit welchen umstrittenen Fragen sich die polnische Erinnerungskultur in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auseinandergesetzt hat. Zu den in Polen in Wissenschaft und Öffentlichkeit weithin und kontrovers diskutierten Themen gehörten unter anderem Fragen nach Kollaboration mit den deutschen Besatzern und nach der möglichen Beteiligung von Polinnen und Polen an der Verfolgung von Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkriegs. Ich habe ausdrücklich gesagt, dass wir bei der Vorbereitung einer Ausstellung in einem künftigen Deutsch-Polnischen Haus die Geschichte dieser Debatten und die in Polen bestehenden, sehr unterschiedlichen Perspektiven auf diese schwierigen Themen berücksichtigen müssen. Und ich habe hinzugefügt: ‚Wichtig ist, dass dieses Deutsch-Polnische Haus nicht neue Gräben aufreißen soll, sondern es soll verbinden‘.“

Prof. Loew stellt klar: „Man kann es nicht oft genug wiederholen: Die Verantwortung an der Vernichtung der Europäischen Juden und an der Zerstörung Polens im Zweiten Weltkrieg trägt das nationalsozialistische Deutschland. Der Staat Polen wurde überfallen und besetzt, mehr als fünf Millionen Menschen bezahlten das mit ihrem Leben. Die Bundesrepublik Deutschland steht in der Verantwortung, hieran immer wieder zu erinnern sowie historische Forschung und Bildung zu diesen Themen zu unterstützten. Die Ausstellung in einem Deutsch-Polnischen Haus wird keinen Zweifel an der deutschen Verantwortung für die Verbrechen zulassen und die fünfeinhalb schrecklichen Besatzungsjahre mitsamt ihrem historischen Kontext darstellen.“

Aufzeichnung der Diskussion im Pilecki-Institut im deutschen Original: Deutsch-Polnisches Forum: Gemeinschaft für schwierige Zeiten DE (ca. ab Minute 37:50)

Aufzeichnung der Diskussion mit polnischer Simultanübersetzung (die wie alle Simultanübersetzungen nicht alle Elemente und Intentionen des Sprechers vermittelt): Forum Polsko-Niemieckie 2025: Wspólnota na trudne czasy PL (ca. ab Minute 37:00)

Stellungnahme des staatlichen „Instituts für Nationales Gedenken“ (IPN) in englischer Sprache:   https://www.facebook.com/100064624934616/posts/1144793921018095/