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Stanisław Lem (1921-2006)

Der polnische Autor Stanisław Lem hat für Furore gesorgt, seine Bücher haben Millionen begeistert. Alleine auf Deutsch wurden seit den 1960er Jahren 7,5 Millionen Lem-Bücher verkauft, und er gilt weltweit als einer der wichtigsten Zukunftsschriftsteller überhaupt.

Als er am 12. September 1921 im damals polnischen Lemberg (Lwów) geboren wurde, dem heute ukrainischen L'viv, war gerade neue Zukunft angebrochen: Knapp drei Jahre zuvor war Polen als Staat nach langer Teilungszeit wiederentstanden, und Lemberg hatte heftige Kämpfe um seine staatliche Zugehörigkeit erlebt. Kindheit und Jugend verbrachte der aus einer assimilierten jüdischen Familie stammende Stanisław in Lemberg, wo er unter sowjetischer Besatzung 1940 ein Medizinstudium aufnahm, das er nach dem Einmarsch der Deutschen jedoch abbrechen musste. 

Nach Kriegsende mussten die Lemberger Polen die an die Sowjetukraine gefallene Stadt verlassen. Stanisław Lem ging nach Krakau, wo er sein Studium beendete und erste Texte schrieb. Sein erster Roman  Der Mensch vom Mars  (1946) erschien zuerst als Vorabdruck in Zeitschrift Nowy Świat, in Buchform allerdings erst 1989. Von 1947 bis 1950 veröffentlichte er Essays, Geschichten und Gedichte in Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften wie z.B. Tygodnik Powszechny, Żołnierz Polski und Kuźnica.

1948 entstand ein weiterer Roman, Szpital Przemienienia (dt.  Die Irrungen des Dr. Stefan T.  oder auch  Das Hospital der Verklärung), der wegen Zensur erst acht Jahre später veröffentlicht wurde.  Nach der Entziehung der Mitgliedschaft in der polnischen Schriftstellerverbandes und ohne finanzielle Mittel begegnete Lem zufällig in Zakopane dem Direktor des Verlages Czytelnik. Nach einem Gespräch mit ihm entschloss er sich, einen weiteren Zukunftsroman zu schreiben: Astronauci (dt.  Der Planet des Todes, auch als  Die Astronauten  bekannt) veröffentlicht. Der darauf folgende unerwartete Erfolg motivierte und inspirierte ihn, weiter Science-Fiction zu schreiben, bis er schließlich als einer der wichtigsten Schriftsteller in der Geschichte der SF-Literatur galt.

Dazu trugen einige Romane und Erzählbände maßgeblich bei: Eden (1959), Solaris (1961), Powrót z gwiazd (1961, dt. Rückkehr von den Sternen, auch: Transfer),  Niezwyciężony (1964, dt. Der Unbesiegbare),  Dzienniki gwiazdowe (1957, dt. Sterntagebücher), Cyberiada (1965, dt. Kyberiade),  Opowieści o pilocie Pirxie (1968, dt. Pilot Pirx). Auch in späteren Jahren schrieb Lem Romane, sein letzter erschien 1987 unter dem Titel Fiasko.

Ab 1957 versuchte Lem verstärkt, die Grenzen der Gattung Science-Fiction hinter sich zu lassen. Es entstanden nun Werke wie  Summa technologiae, 1964 (dt.  1976), Filozofia przypadku, 1968 (dt.  Philosophie des Zufalls, 1983), Fantastyka i futurologia, 1970 (dt.  Phantastik und Futurologie, 1977), Mój pogląd na literaturę. Er begann, seine Unzufriedenheit mit seinem bisherigen Werk, aber auch dem anderer SF-Autoren zu formulieren. Es entstanden nun theoretische Werke, an denen Lem, wie er im Nachwort der Dialogi, 1957 (dt.  Dialoge, 1980) feststellt, weit mehr lag, als an seinem fiktionalen Werk. Anfang der achtziger erschienen zwei Bände mit Buchbesprechungen, Einleitungen und Vorworten zu nichtexistenten Werken - Doskonała próżnia, 1971 (dt.  Die vollkommene Leere, 1973;  Das absolute Vakuum, 1984) und  Wielkość urojona, 1973 (dt.  Imaginäre Größe, 1976) – ergänzt später durch Prowokacja, 1980 (dt.  Provokationen, 1981) und Biblioteka XXI wieku, 1986.

Stanisław Lem starb am 27. März 2006 in Krakau.

 

Unter Verwendung eines Textes auf http://german.lem.pl/werke

Biographie

1921     Stanisław Lem kommt in Lemberg (polnisch: Lwów, heute Ukraine) als Sohn eines Hals-Nasen-Ohrenarztes auf die Welt.
1932     Beginn der Schulausbildung -  staatliches Gymnasium K. S Szajnochy in Lemberg.
1939     Abitur
1940-41 Studium der Medizin an der Universität Lemberg.
1942     Nach der Besetzung Lembergs durch deutsche Truppen arbeitet Lem als Hilfsmechaniker und Schweißer für eine deutsche Firma, die Altmaterial aufarbeitete.
1944     Nach der Besetzung Lembergs durch sowjetische Truppen nimmt er sein Medizinstudium an der Universität Lemberg wieder auf.
1946    Nachdem seine Heimatstadt an die Sowjetunion fällt, muss er nach Krakau ziehen.
Erscheinen seines Romans Człowiek z Marsa (dt. Der Mensch vom Mars, 1989), zunächst in einem polnischen Romanheft.
An der Jagiellonen-Universität in Krakau nimmt er sein Medizinstudium zum dritten Mal auf.
1946-48 Mitarbeit bei der Zeitschrift "Tygodnik Powszechny", wo er Gedichte und Erzählungen publiziert.
1948     Beginn der Arbeit am Roman Szpital Przemienienia (dt. Die Irrungen des Dr. Stefan T).
1951     Sein Roman Astronauci (dt. Der Planet des Todes, auch als Die Astronauten bekannt) wird veröffentlicht.
1953     Heiratet Dr. Barbara Leśniak, eine Radiologin.
1954     Tod des Vaters.
1955     Roman Czas nieutracony (further volumes of Die Irrungen des Dr. Stefan T)
1957     Dialogi (dt. Dialoge, 1980); Dzienniki gwiazdowe (dt. Die Sterntagebücher des Weltraumfahrers Ijon Tichy, 1961)
1959     Eden (dt. 1961); Śledztwo (dt. Die Untersuchung, 1975)
1961     Pamiętnik znaleziony w wannie (dt. Memoiren, gefunden in der Badewanne, 1974); Powrót z gwiazd (dt. Transfer, 1974); Solaris (dt. 1972).
1964     Niezwyciężony (dt. Der Unbesiegbare, 1967); Summa Technologiae (dt. 1967)
1965     Cyberiada (dt. Kyberiade, 1983)
1966     Wysoki Zamek (dt. Das Hohe Schloß, 1974)
1968     Geburt seines Sohnes.
1968     Opowieści o pilocie Pirxie (dt. Eintritt nur für Sternenpersonal; Pilot Pirx, 1978); Głos Pana (dt. Die Stimme des Herrn, 1981)
1970     Staatspreis für Literatur des Außenministers, für die Propagierung polnischer Kultur im Ausland.
1971     Doskonała próżnia (dt. Die vollkommene Leere, 1973; Das absolute Vakuum, 1984)
1972     Mitglied des Komitees Polen 2000, das unter der Federführung der polnischen Akademie der Wissenschaften steht.
1973     Wielkość urojona (dt. Imaginäre Größe, 1976)
1973     Großer Staatspreis für Literatur der Volksrepublik Polen.
Ehrenmitglied bei Science Fiction Writers of America.
1976     Katar  (dt. Der Schnupfen, 1977)
Großer Staatspreis für Literatur.
Entziehung der Ehrenmitgliedschaft in der Vereinigung der Science Fiction Writers of America.
1981     Lem erhält die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Breslau.
1981     In Polen wird das Kriegsrecht verhängt.
1982     Aufenthalt und Stipendium am Wissenschaftskolleg in West-Berlin.
Wizja lokalna (dt. Lokaltermin, 1985)
1983-88 Aufenthalt in Wien.
1986    Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur.
1987     Fiasko (dt. Fiasko, 1986); Pokoj na Ziemi (dt. Frieden auf Erden, 1988)
1988     Lem kehrt nach Polen zurück.
1991     Österreichischer Franz-Kafka-Literaturpreis.
1994     Mitglied der PAU (Polska Akademia Umiejętności).
1996     Ausgezeichnet mit: Order Orła Białego (Weißer-Adler-Orden).
1997     Ehrenbürgerschaft der Stadt Krakau.
1998     Ehrendoktortitel der Universitäten Oppeln und Krakau sowie der Staatlichen Medizinischen Universität Lemberg.
2000    Okamgnienie 2000 (dt. Riskante Konzepte, Insel-Verlag 2001); Świat na krawedzi; Tako rzecze Lem; DyLEMaty.
2006     Stirbt nach längerer Krankheit am 27. März 2006 in einer Klinik in Krakau im Alter von 84 Jahren an Herzversagen.
2006     Rasa drapieżców
2008     Erstveröffentlichung einer Auswahl von Lems privaten Briefen und mit einer teilweise anderen Auswahl an Briefen auch auf Deutsch: "Der Widerstand der Materie".

Grundlage: http://german.lem.pl/home/biographie