06.05.2025 - Politik, Gesellschaft

Ehefrauen - die Superwaffe des Wahlkampfs?

Frauen 3

„Ich kann mich immer auf ihn verlassen, er hält immer sein Wort“, „Ich liebe dich“ - solche Slogans sind im deutschen Wahlkampf bei Zusammenkünften zwischen Kandidaten und Wählern eher selten zu hören. In Polen ist das anders. Hier sind die Ehefrauen der Kandidaten ein fester Bestandteil der Präsidentschaftskampagnen. Am letzten Aprilwochenende, als der laufende Wahlkampf in die Endphase eintrat, war die Stimme der Ehefrauen der Kandidaten deutlich zu hören.

Der polnische Präsidentschaftswahlkampf kann den Durchschnittsdeutschen wieder einmal überraschen. Nicht nur, weil die Auseinandersetzung so heftig, die Polarisierung so stark und die gegenseitigen Vorwürfe, der Gegenkandidat sei sogar eine Bedrohung für Polens Zukunft, immer wieder zu hören sind. Was einem deutschen Beobachter ungewöhnlich erscheinen mag, ist, wie sehr die Familien der Kandidaten bei Wahlveranstaltungen, in Wahlwerbespots, auf Plakaten und in den sozialen Medien gezeigt werden. In Deutschland sind die Partnerinnen, etwa von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder seinem Amtsvorgänger Joachim Gauck, einer breiteren Öffentlichkeit  weitgehend unbekannt.

Die Rolle der First Lady

Der erste Grund dafür ist natürlich, dass der Bundespräsident nicht in allgemeiner Wahl gewählt wird und es daher keinen Wahlkampf im eigentlichen Sinne gibt, bei dem die Ehepartnerin in Erscheinung treten könnte. Ein weiterer wichtiger Grund ist das Fehlen einer Tradition und einer formalisierten Rolle für die First Lady in Deutschland. Sie spielt zwar eine repräsentative Rolle, indem sie den Präsidenten auf einigen seiner Auslandsreisen begleitet und eigene Termine wahrnimmt, aber auch hier ist ihre Bedeutung, wie die des Bundespräsidenten selbst, weit geringer als beispielsweise die einer First Lady in den USA. In Polen wiederum war es das amerikanische Modell, das das Bild der Präsidentengattin nach 1989 prägte. Allerdings wurde es noch stärker von den Frauen selbst geformt, die diese Rolle innehatten (mehr dazu weiter unten). Durch ihre Auftritte im Wahlkampf ist in Polen die Ehefrau (Partnerin) des Kandidaten bzw. der Ehemann (Partner) der Kandidatin somit gewissermaßen eine Art “Ergänzung” des Kandidaten. Das Paar zeigt gemeinsam, wie es Polen in Zukunft vertreten soll/will.

Im Wahlkampf selbst hat die Rolle der „besseren Hälfte“ aber auch eine andere, nicht minder wichtige Bedeutung: Wer den Kandidaten so gut kennt wie seine Frau, kann ihm Glaubwürdigkeit verleihen und seine Qualitäten herausstreichen.

 

Die polnischen First Ladys nach 1989

In Polen ist die Funktion der First Lady nur repräsentativ. Ihre Aufgaben sind in keinem Gesetz festgelegt, sie hat auch keinen Anspruch auf eine Vergütung, falls sie etwas unternimmt. Und tatsächlich kann sie sich auch darauf beschränken. Die Ehefrau des Präsidenten ist nicht verpflichtet, in der Öffentlichkeit aufzutreten, tut dies aber in der Regel. Es ist allein Sache der First Lady, zu entscheiden, wie sie ihre Rolle ausfüllt. Nach 1989 hatte Polen fünf First Ladys und jede von ihnen hat eine andere Strategie für ihre Amtszeit gewählt.

Die erste First Lady nach der Wende, Danuta Wałęsa, war in der Öffentlichkeit in ihrer Rolle nicht besonders präsent. Als sie Präsidentengattin wurde, hatte sie bereits die Erfahrung gemacht, an der Seite einer Oppositionslegende und Friedensnobelpreisträgers zu leben. Nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen am 13. Dezember 1981 und dem Verbot der „Solidarność“-Bewegung wurde Lech Wałęsa verhaftet und anschließend interniert und sie musste mit sechs Kindern selbst zurechtkommen. Sie war es, die zur Entgegennahme des Nobelpreises für ihren Mann reiste. Sie traf sich mit führenden Politikern der Welt und mit Papst Johannes Paul II. Nach allem, was sie erlebt hatte, schien sie die Rolle der First Lady nicht besonders zu interessieren. Sie beschloss, nie dauerhaft nach Warschau zu ziehen. Sie fühlte sich in erster Linie als Mutter und Großmutter.

Die aktivste und sichtbarste First Lady war sicherlich Jolanta Kwaśniewska, die Ehefrau des zwischen 1995 und 2005 amtierenden Staatsoberhaupts Aleksander Kwaśniewski. Sie schuf ein völlig neues Selbstverständnis in ihrer Funktion als First Lady, gestaltete ihre Rolle sehr aktiv und widmete sich der Gesundheitsfürsorge, vor allem der Onkologie.

Maria Kaczyńska, die 2010 zusammen mit ihrem Mann Lech Kaczyński (Präsident 2005-2010) bei dem Flugzeugabsturz bei Smolensk ums Leben kam, wurde politisch vor allem dadurch bekannt, dass sie einen Appell gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts in Polen unterzeichnete und sich dadurch  gegen die Linie der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) stellte, aus der ihr Mann stammte. Lech Kaczyński verteidigte ihre Entscheidung, die in rechten Kreisen sehr unpopulär war.

Anna Komorowska, die Ehegattin von Bronisław Komorowski (2010-2015), hatte ebenfalls oft Kontakt mit den Aktivistinnen der Frauenorganisationen. Sie engagierte sich ansonsten im Bereich Umweltschutz. Komorowska hat sich aber allgemein in der Öffentlichkeit nicht durch besondere Aktivitäten oder Reden hervorgetan.

Erinnerungen an die Zeit, als Maria Kaczyńska First Lady war, wurden wach, als während der Regierung der PiS (2015-2023) Frauenkreise immer wieder um die Stimme der First Lady Agata Kornhauser-Duda (Andrzej Duda ist seit 2015 der polnische Präsident und entstammt der PiS) warben und sie aufforderten, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen. Das geschah aber nicht, obwohl sie schon im ersten Wahlkampf Andrzej Dudas dadurch bekannt wurde, dass sie sich an Jarosław Kaczyński wandte und sagte: „Bei allem Respekt, Herr Kaczyński, ich habe keine Angst vor Ihnen“. In deutsch-polnischen Kreisen wurde wiederum darüber spekuliert, ob die Tatsache, dass die Frau des Präsidenten eine Deutschlehrerin ist, dessen Offenheit gegenüber Deutschland unterstützen würde. Und auch hier wurden viele Menschen enttäuscht.

 

Mein Mann ist der Beste

Der aktuelle polnische Präsidentschaftswahlkampf zeigt, dass die Ehefrauen der Kandidaten beide oben genannten Rollen erfüllen sollen. Die repräsentative Rolle, in der sie sich als zukünftige First Lady im Wahlkampf selbst zeigen, bleibt natürlich wichtig. Gegenwärtig scheint die zweite Rolle aber noch wichtiger. Die Ehefrauen sollen in erster Linie das Image des Kandidaten aufwerten und zeigen, dass er ein starker, verantwortungsbewusster Mann ist, der sich um seine Familie kümmert und für Sicherheit sorgt. Ganz nach Motto: Ein guter Vater ist auch eine guter Landesvater. In den letzten Wochen gab es genug Beispiele dafür. Bei großen Wahlveranstaltungen der Kandidaten waren die Ehefrauen nicht nur präsent, sondern hatten auch eine wichtige Aufgabe auf der Bühne.

Auf der Kundgebung des Präsidentschaftskandidaten der Bürgerkoalition in Posen erschien seine Frau sogar, bevor Rafał Trzaskowski selbst sprach. „Ich stehe heute hier nicht nur als Rafałs Ehepartnerin, sondern auch als Frau und vor allem als Mutter", sagte Małgorzata Trzaskowska. Sie betonte, dass sie „voller Sorge“ sei, wie sich die Zukunft ihrer Kinder entwickeln werde. Ihr zufolge „steht bei dieser Wahl die Zukunft unserer Kinder, die Zukunft aller polnischen Kinder, auf dem Spiel“. Weiter betonte sie, dass es ihr ein Anliegen sei, „dass sie [die Kinder] in einem Staat leben, der sicher ist, der von klugen, kompetenten und ehrlichen Menschen regiert wird, die ein solides moralisches Rückgrat haben und die eine Autorität für Kinder und Jugendliche sein können“.

Marta Nawrocka, die Ehefrau des von der PiS unterstützten Kandidaten, schlug in Lodz ähnliche Töne an. „Ich glaube an ihn als Ehefrau, Mutter unserer Kinder und Freundin. Ich kann mich immer auf ihn verlassen, er hält immer sein Wort“ - sagte sie über ihren Mann. Sie erklärte, dass Karol Nawrocki „aus drei Elementen besteht“, die sich auf ihn selbst, seine Familie und seine Arbeit beziehen und erklärte: „Ich habe mich mit ihm zwanzig Jahre lang immer sicher gefühlt. Ich weiß, dass Polen mit einem solchen Präsidenten sicher sein wird.“ Sie führte weiter aus: „Karol hält immer sein Wort. Als [Tochter] Kasia sich wie eine Prinzessin fühlen wollte, nahm ihr Vater sie mit in ein echtes Schloss in Gniew“.

Auch Urszula Brzezińska-Hołownia betonte bei einer Wahlveranstaltung ein paar Wochen zuvor in ihrer Geburtsstadt Płock ihre Perspektive als Ehefrau, Mutter und Berufspilotin und stellte fest, dass „wir beide den Preis und den Wert des Dienens sehr gut kennen“. Der Präsidentschaftskandidat Szymon Holownia bemerkte damals wiederum, dass er als Präsident eine elterliche Perspektive in den Präsidentenpalast einbringen möchte: "Meine Töchter und meine Frau haben mich das meiste auf der Welt gelehrt. Die Tatsache, dass ich eine so wunderbare Frau habe, die aus dieser Region, aus Plock kommt, die Tatsache, dass ich zwei wunderbare Mädchen habe, Marysia und Ela, haben mich das meiste auf der Welt gelehrt. Sie sind meine besten Lehrer."

 

Sicherheitspraktikerinnen an der Seite

Natürlich arbeiten die Wahlstäbe auch entsprechend an den Botschaften, die in bestimmten Medien erscheinen, unabhängig von großen Wahlveranstaltungen. Im Falle von Nawrocka und Brzezińska-Hołownia ist deren Berufsleben ideal geeignet, um in der aktuellen Situation in Polen die Botschaft zu vermitteln, dass sie - und damit auch ihre Ehemänner - die beste praktische Erfahrung haben, wenn es um Fragen der Sicherheit geht. Marta Nawrocka ist gelernte Juristin und arbeitet in der nationalen Steuerverwaltung als Zollbeamtin, spezialisiert auf die Kontrolle der Öl- und Spirituosenindustrie sowie auf die Bekämpfung des illegalen Glücksspiels. Urszula Brzezińska-Hołownia gehört zur kleinen Gruppe der Pilotinnen in der polnischen Luftwaffe.

In der Wochenzeitung ‚Sieci‘ erzählte Nawrocka über ihr Berufsleben: "Mein Alltag besteht nicht darin, hinter einem Schreibtisch zu sitzen, manchmal erlebe ich Szenen wie in einem Thriller. [...] Wir gehen mit Waffen an Orte, an denen es illegale Verkaufsautomaten gibt. Manchmal müssen wir dazu Türen aufbrechen, manchmal müssen wir jemanden überwältigen und ihn mit Gewalt aufhalten. Diese Verbrechen werden von gefährlichen Mafiagruppen begangen und bringen riesige Gewinne ein, die, wenn sie besteuert werden, in den Haushalt fließen sollten. Diese Gruppen kämpfen mit allen Mitteln um ihren Einfluss, oft auch außerhalb des Gesetzes. Um effektiv zu sein, muss ich auch viel Sport treiben und mich fit halten. Ich bin auch oft auf dem Schießstand, denn die Fähigkeit, eine Waffe zu benutzen, ist eine unabdingbare Voraussetzung für meine Arbeit.“ Diese berufsbezogene Aussage ist umso relevanter, da in Polen gerade zunehmend über die Notwendigkeit diskutiert wird, die Verteidigungsbereitschaft der Bevölkerung zu verbessern, und die Möglichkeit, an einer militärischen Ausbildung teilzunehmen, für diejenigen, die dazu bereit sind, eingeführt worden ist.

Auch im Wahlkampf von Hołownia spielt der Beruf seiner Frau eine Rolle. Kurz vor Ostern trafen sich der Präsidentschaftskandidat und seine Frau mit Journalisten vor dem Denkmal für die bei Auslandseinsätzen gefallenen Soldaten. Das Pressegespräch fand im Anschluss an einen Besuch bei einem Veteranen statt, der während seines Einsatzes in Afghanistan verletzt worden war. Szymon Hołownia betonte, wie wichtig es sei, sich um die Veteranen zu kümmern, und kündigte Maßnahmen zur Unterstützung von Gesetzesänderungen an. Abschließend richtete das Paar seine Osterwünsche an die Veteranen und die Familien der aktiven Soldaten. „Wir grüßen alle Veteranen, Familien von Soldaten, Offizieren und Vertretern der uniformierten Dienste - insbesondere diejenigen, die dieses Osterfest aufgrund ihres Dienstes nicht gemeinsam verbringen können. Auch wir haben viele Male Feiertage erlebt, während denen Ula [auf Polnisch Ula ist die Abkürzung von Urszula] im Dienst war, und verstehen daher sehr gut, wie schwierig es sein kann. Haltet durch - wir sind bei euch - wir sind bei euch“, sagte der Präsidentschaftskandidat.

Die Tatsache, dass in einer Zeit des enormen Ausbaus der polnischen Armee und der Angst um die polnische Sicherheit seine Ehefrau eine Berufssoldatin ist, nutzte Hołownia auch schon vor einem Jahr, als der offizielle Wahlkampf noch nicht angefangen hatte, als aber bereits klar war, dass er kandidieren würde. Damals sagte er: „Wenn es notwendig ist, das Vaterland zu verteidigen, dann werde ich ohne Zweifel dem Beispiel meiner Frau folgen und an die Front gehen". Dem Internetportal Interia.pl zufolge fügte er hinzu: „Meine Frau wird an die Front gehen. Meine Frau wird sterben, wenn es zu einem bewaffneten Konflikt kommt, Gott bewahre, bevor Sie oder ich etwas tun können, denn sie dient in den Streitkräften im wirklichen Leben und führt keinen Krieg mit Worten, wie wir es in den Medien oder der Politik tun".

Auch Brzezińska-Hołownia selbst spricht ihre zwei Rollen an, die mit dem Wort „Sicherheit" stark verbunden sind. In dem neuesten Wahlwerbespot von Hołownia sagt sie: „Ich bin Mutter und Militärpilotin. Ich weiß, was Verantwortung und Dienst bedeuten. Szymon macht Politik nicht für Geld oder Ruhm. Er tut es, weil er weiß, dass die Menschen in Polen sicher sein müssen. Ich weiß, dass sie einen mutigen, rechtschaffenen und ehrlichen Präsidenten verdienen. Wir wollen ein sicheres Land, in dem unsere Kinder aufwachsen und sicher leben können. Das ist unser Ziel.“

 

Vertreterin der Frauen

Im Vergleich dazu scheint Małgorzata Trzaskowska nicht so viele ideale Qualitäten zu haben, um eine First Lady in einem Zeitalter der Gefahr zu sein. Doch auch in ihrem Fall gibt es Stärken, die ihr helfen können, Anhänger für ihren Mann zu gewinnen. Sie war schon vor einigen Jahren in den Medien präsent, als Trzaskowski zum ersten Mal als Präsident und noch davor  Warschauer Oberbürgermeister kandidierte. „Małgorzata Trzaskowska engagiert sich für soziale Themen. Sie ist sehr schnell und leicht zu verstehen. Sie ist eine Person, mit der jeder gerne einen Kaffee trinken oder zu Mittag essen und sich unterhalten möchte", sagte Agnieszka Pomaska, eine Abgeordnete der Bürgerkoalition (und politisch mit Rafał Trzaskowski eng verbunden) 2020 in einem Interview mit dem Internetportal „Onet“. In einem Interview mit „Vogue Polska“ im Jahr 2018 (seit 2018 ist ihr Mann der direkt gewählte Warschauer Bürgermeister) sagte Małgorzata Trzaskowska selbst, dass sie sich lange Zeit nicht öffentlich geäußert habe, weil sie ihre Privatsphäre schätze. Nach den Kommunalwahlen 2018 änderte sie ihre Meinung. „Die Zeiten sind jedoch außergewöhnlich, und heute ist es unsere Bürgerpflicht, uns für grundlegende Fragen zu engagieren, und sei es nur durch die Teilnahme an Demonstrationen zur Verteidigung der Verfassung oder der Frauenrechte“, erklärte sie damals, als gerade die damalige Opposition, der die KO angehörte, zu solchem Kampf aufrief.

Das Ehepaar Trzaskowski machte vor ein paar Jahren auch in den Medien Schlagzeilen, als es beschloss, seine Kinder nicht zum Religionsunterricht zu schicken, und sein Sohn nicht zur Erstkommunion ging. Małgorzata Trzaskowska äußerte ihre Enttäuschung über die Haltung der Kirche angesichts der politischen und sozialen Herausforderungen. Die Haltung, mit der die PiS Trzaskowski als Kirchenfeind angriffen, mag ihm in den liberalen und linken Teilen der Wählerschaft Sympathien eingebracht haben.

Małgorzata Trzaskowska soll vor allem die weibliche Wählerschaft gezielt ansprechen. „Seien Sie selbstbewusst, seien Sie stolz, denn Frauen haben eine Stimme", sagte sie Ende April zu den Versammelten in Posen. Während der aktuellen Kampagne gestand Trzaskowska, dass bei ihr vor kurzem dank regelmäßigen Untersuchungen Brustkrebs entdeckt wurde und sie mehrere Monate lang um ihre Gesundheit gekämpft hatte. Im Wahlkampf unterstreicht sie daher die Bedeutung von Untersuchungen und der Organisationen, die kranke Menschen unterstützen.

Eine ähnliche Botschaft wollte auch Brzezińska-Hołownia vermitteln. Am 8. März 2025 unterzog sie sich einer Kontrolluntersuchung. Das Foto, das sie veröffentlichte, wurde höchstwahrscheinlich kurz nach der Blutabnahme aufgenommen. Auf der Aufnahme sind zwei kleine Hände zu sehen, die nach der Injektion ein Pflaster halten. „Mein Tag, meine Untersuchung. Die Mädchen haben mich begleitet und unterstützt. Ich möchte ihnen zeigen, wie wichtig es ist, keine Angst zu haben und sich untersuchen zu lassen." Später wandte sich Urszula Brzezińska-Hołownia an alle polnischen Frauen. "Frauen und Mädchen. Lasst uns nicht uns selbst vergessen. Wir sind wichtig. " - schrieb sie.

Schon während des Präsidentschaftswahlkampfs 2020 (der auch der Anfang des politischen Engagements von Szymon Hołownia war) betonte Urszula Brzezinska-Holownia, wie wichtig ihr die Unabhängigkeit ist. “Ich habe selbst schwierige Momente in meinem Leben durchlebt und musste Stereotype und gläserne Decken durchbrechen", sagte sie. Auf die Frage, wie sie sich selbst in der Rolle der First Lady sehen würde, gab sie an, dass sie es vorziehen würde, als „erste Bürgerin“ bezeichnet zu werden.

 

Die Konkurrenz schläft nicht

Die Ehepartnerinnen der Kandidaten können helfen, Stimmen zu gewinnen, aber sie können auch zur Zielscheibe von Angriffen der Konkurrenz werden. Genau das geschieht derzeit in Bezug auf Małgorzata Trzaskowska. Sie, vom Beruf Wirtschaftswissenschaftlerin, arbeitete früher im Warschauer Rathaus, gab sie ihren Job auf, als ihr Mann Oberbürgermeister der Hauptstadt wurde. In den letzten Tagen wurde insbesondere in PiS-nahen Medien berichtet, dass die Ehefrau von Rafał Trzaskowski für ein Unternehmen arbeitet, das Verbindungen zur Stiftung „Deine Stimme ist wichtig“ („Twój Głos Jest Ważny“) hat. Diese Organisation ist für Kurzvideos verantwortlich, in denen u. a. Karol Nawrocki und andere Oppositionspolitiker angegriffen werden. Wie die rechten Medien berichteten, wird das Geld für diese Kampagne auch von Staatsunternehmen bereitgestellt.

Die liberale Wochenzeitung „Polityka“ hingegen warf Nawrocka am Anfang des Wahlkampfs vor, ihren Mann im Wahlkampf zu begleiten, ohne Urlaub genommen zu haben. Gleichzeitig ist die Arbeit für den Zolldienst mit einem politischen Engagement unvereinbar. Inzwischen hat sie unbezahlten Urlaub genommen.

 

Die Unsichtbaren

Im Vergleich mit den drei genannten potenziellen First Ladies lässt sich über die Ehefrau des rechtsextremen Kandidaten Sławomir Mentzen außergewöhnlich wenig schreiben. Der Kandidat selbst erklärt, seine Frau habe konservativere Ansichten als er selbst. Außerdem hat sie vor einigen Jahren erfolglos bei den Kommunalwahlen kandidiert. Es ist jedoch unmöglich, sie als Rednerin bei Wahlveranstaltungen oder in den Medien zu finden. Agnieszka Mentzen unterhält einen Instagram-Account, auf dem viele Fotos von ihr und ihren drei Kindern zu finden sind. Das gleiche gilt für Marta Sosnowska, die Ehefrau von Krzysztof Stanowski, die außerhalb ihrer eigenen Tätigkeit als Ernährungsberaterin und ihrer Aktivitäten auf Instagram nicht öffentlich bekannt ist.

Wenig präsent in der Öffentlichkeit sind auch die Ehepartner der zwei linken Kandidat:innen. Barbara Audycka-Zandberg - die Ehefrau von Adrian Zandberg - ist nicht aktiv an seinem Wahlkampf beteiligt und tritt nur selten in den Medien auf. Sie arbeitet am Institut für angewandte Sozialwissenschaften an der Universität Warschau, früher war sie in NGOs engagiert. Auch Maciej Maryl, der Ehemann von Magdalena Biejat, erscheint nur selten mit ihr in der Öffentlichkeit. Die Kandidatin betont, wie sehr ihr die Privatsphäre ihres Sohnes und ihrer Tochter am Herzen liegt. Dennoch teilte sie einmal ein Foto ihres Ehemanns in den sozialen Medien und stellte ihn als Maciek, einen Wissenschaftler, vor.

 

Nicht nur die Ehefrau

Nicht nur die Ehefrauen sind von den Wahlstäben als Uterstützer:innen vorgesehen. Oft spielen auch weitere Familienmitglieder eine Rolle. Viele Kandidaten zeigen sich bei Wahlkampfveranstaltungen umgeben von ihrer Familie. Im Fall von Karol Nawrocki war es sogar sein Sohn, der ihn auf der Bühne ankündigte, als die Partei Recht und Gerechtigkeit ihn als Kandidaten vorstellte. Daniel Nawrocki arbeitet als Journalist und kandidierte 2024 bei den Kommunalwahlen für die PiS für den Danziger Stadtrat, errang aber keinen Sitz. Stattdessen ist er Ratsmitglied im Danziger Stadtteil Siedlce. Karol Nawrocki selbst gab bei einer der ersten Wahlveranstaltungen zu, dass Daniel nicht sein leiblicher Sohn ist. Auch in diesem Fall hat die Familiengeschichte dem Kandidaten dazu gedient, Wähler zu gewinnen - vor allem die konservativen. Bei einer seiner ersten Wahlveranstaltungen sagte er: "Ich bin für das Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, das ist selbstverständlich. Auch meine Familiengeschichte verpflichtet mich dazu." Nawrocki erinnerte daran, dass die Medien bereits die Tatsache beschrieben hatten, dass sein ältester Sohn kein leiblicher Sohn von ihm ist. "Ich bin Vater eines wunderbaren Sohnes, Daniel, der 21 Jahre alt ist und den ich sehr liebe. [...] Ich habe ihn aufgezogen, seit er zwei Jahre alt war. Er ist nicht mein leiblicher Sohn, aber das vergesse ich manchmal, denn ich kenne kein anderes Leben als das mit Daniel, und er kennt keinen anderen Vater als mich. Unsere Familie ist sich dessen bewusst, dass Daniel nur deshalb lebt, weil seine damals noch junge Mutter eine tiefe seelische Widerstandskraft, Hingabe und Bereitschaft gezeigt hat, ihn auf die Welt zu bringen und das Leben zu gewinnen. In gewisser Weise baut mich diese Situation auch persönlich auf", argumentierte er.

Auch die Schwester von Nawrocki spielt eine Rolle im Wahlkampf. Wie sie in einem Wahlspot betont, ist sie Karol sehr verbunden, da er sich nach dem Tod ihres Vaters um die Familie gekümmert hat. - “Es gibt ein Schlüsselwort, das meinen Bruder beschreibt: Tapferkeit", sagte sie in dem ausgestrahlten Video. Wie sofort in den Medien kommentiert wurde, ist Nina Nawrocka Konditorin in einem renommierten Restaurant im Hilton Hotel Gdansk und hat viele Preise bei Wettbewerben in ihrem Metier gewonnen.

 

 

Wenn die Polen eine First Lady wählen würden…

…. dann gäbe es keine….

Laut einer Umfrage von SW Research für „Wprost“ auf die Frage: „Welche der Ehefrauen der Präsidentschaftskandidaten wäre die beste First Lady?“ nannten 39 Prozent der Umfrageteilnehmer keine der genannten oder konnten keine Antwort geben. Die am häufigsten genannte Ehefrau war Małgorzata Trzaskowska, die Frau von Rafał Trzaskowski, die 26,6 Prozent der Stimmen erhielt. Marta Nawrocka, die Ehefrau von Karol Nawrocki, folgte mit 13,3 Prozent, Agnieszka Mentzen erreichte 12 Prozent und Urszula Brzezińska-Hołownia 6,2 Prozent. Diese Ergebnisse zeigen, dass trotz des Engagements im Wahlkampf die Person der potenziellen zukünftigen First Lady nicht weithin bekannt ist. Sie wird erst nach dem Sieg ihres Mannes in einer breiteren Öffentlichkeit in Erscheinung treten.