10.06.2024 - Gesellschaft , Kultur

Das Deutsche Polen-Institut macht Schule?

P1010960

Am Deutschen Polen-Institut sind wir es gewohnt, als Expert:innen für politische, kulturelle, historische, soziologische, literarische, filmische, musikalische und dann und wann auch kulinarische Belange zu Polen angefragt zu werden. Sowohl in Polen als auch in Deutschland ist das DPI bei Printmedien wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), dem Spiegel, der Gazeta Wyborcza, der Rzeczpospolita, aber auch bei den Rundfunk- und Fernsehanstalten wie der ARD, dem WDR, SWR, dem Deutschlandfunk oder Polskieradio gefragt – ebenso auch bei zahlreichen Podcasts. Die Anfrage, die uns in der letzten Woche erreichte, war dennoch etwas ganz Besonderes: Luis Eggert, Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Darmstädter Ludwig-Georgs-Gymnasium, wandte sich in seiner Funktion als Redakteur der Schülerzeitung an uns und suchte das Gespräch. In der Sonderausgabe im Juli solle es um Europa im Allgemeinen und das Thema Demokratie in Europa im Besonderen gehen. Polen als wichtiger Nachbar und Partner biete eine interessante und bisher wenig beleuchtete Perspektive für Eggert und seine Leserschaft. Also haben Dr. Matthias Kneip und ich uns mit dem jungen Mann auf eine Tasse Kaffee beziehungsweise Tee getroffen, um uns gegenseitig zu interviewen. Denn:

Wann kommt der Berg schon mal freiwillig zum Propheten?

Das Deutsche Polen-Institut hat es sich seit seiner Gründung im Jahr 1980 zur Aufgabe gemacht, die Beziehungen Deutschlands zu seinem Nachbarland Polen zu pflegen. Neben den wissenschaftlichen, publizistischen, politischen Schwerpunkten verfolgt das Institut außerdem Bildungsangebote, insbesondere an Schulen. Bei seiner Arbeit versucht das Institut in die Zivilgesellschaft hineinzuwirken. Insbesondere sind dabei die jüngeren Generationen eine wichtige Zielgruppe in der Völkerverständigung und dem kulturellen Austausch zwischen Polen und Deutschland. Mit Projekten wie dem PolenMobil oder der Internetplattform www.poleninderschule.de geht das DPI seit Jahren immer wieder aktiv auf die jungen Generationen zu und ein. Und auch virtuell spricht das DPI Kinder und Jugendliche an, wie beispielsweise mit www.depolka.de. Im Mittelpunkt dieser vom DPI erstellten zweisprachigen Internetplattform steht eine deutsch-polnische Landkarte. Neben Informationen zu beiden Ländern und einzelnen Städten findet man hier außerdem ein Quiz und Fun Facts über Polen und Deutschland.

Seit dem Auftritt des PolenMobil-Teams in der Kinder-Nachrichtensendung „logo!“ am 6. April hat das PolenMobil seinen Bekanntheitsgrad noch einmal gesteigert, sodass wir augenzwinkernd schon von einem „logo!-Effekt“ sprechen. Daher hatten wir zunächst vermutet, dass der „logo!-Effekt“ der Grund für die Anfrage des jungen Reporters an das DPI gewesen war. Zumindest aber waren wir davon überzeugt, dass er als Darmstädter Gymnasiast bereits mit einem der beiden weißroten  PolenMobile in Berührung gekommen war. Stimmte aber zu unserer Überraschung nicht. Ganz im Gegenteil! Vom PolenMobil hatte er noch nie etwas gehört. Jetzt hatten wir natürlich ebenso viele Fragen an unseren Gast, wie er an uns:

Wie war der Nachwuchsjournalist auf uns aufmerksam geworden?

Woher kam bei ihm das Interesse an Polen?

Hatte er vielleicht polnische Wurzeln?

Polnische Freund:innen?

Hatten polnische Bücher, Filme, Videospiele, polnisches Bier, Essen oder polnischstämmige Fußballspieler:innen einen Einfluss auf sein Interesse gehabt?

 IMG 20240410 132008271Und darüber hinaus:

Welche Pläne, Ziele, Träume hatte er in Bezug auf die Zeit nach seinem Abitur?

Und vor allem: Würde Polen in seiner näheren Zukunft eine Rolle spielen?

Tatsächlich hatte die „Eule“ als Schülerzeitung des Ludwig-Georgs-Gymnasiums die Pressemitteilung des DPI erhalten, in der die jungen Journalist:innen eingeladen wurden, über eine Abendveranstaltungen am Deutschen Polen-Instituts zu berichten. Klaudia Hanisch und Dr. Andrzej Kaluza moderierten an diesem Abend einen Vortrag von Dr. Kai-Olaf Lang zu Polens Sicherheits- und Außenpolitik zwischen Brüssel und Kiew mit anschließender Diskussion. Da sich Herr Eggert besonders für Politik, Europa und den europäischen Gedanken interessiert, nahm er die Einladung gern an.

Vortrag und Diskussion haben den jungen Mann, der schon immer ein politisches Interesse hatte, nachhaltig beeindruckt: Im Gespräch kommt er immer wieder auf den Abend zu sprechen, auch in seiner ersten Email an das DPI hatte er ihn bereits erwähnt. Auch war der Abend am DPI Anlass für Luis Eggert, sich weiter über Polen zu informieren, unter anderem über Videos – wie beispielsweise einem Wahlkampfvideo von Jarosław Kaczyński –, diverse Podcasts und Presse-Artikel. In unserem Gespräch präsentiert er sich bemerkenswert gut informiert über das politische Geschehen im Nachbarland. Seine Fragen an uns sind konkret und zeugen von guter Kenntnis der Materie.

Aufgrund seiner griechischen Wurzeln interessiert sich Luis Eggert auch schon lange für die Europäische Idee. Polen ist aber bislang im wahrsten Sinne des Wortes „Neuland“ für ihn. Seine Klassen- bzw. Stufenfahrt während seiner noch verbleibenden Zeit auf dem Gymnasium geht zwar in den Osten, allerdings nicht nach Polen, sondern nach Prag. Polen möchte er nun nach dem Abitur entdecken. Wenn es gut läuft, vielleicht mit dem Zug. Im Augenblick gibt es nämlich wieder Interrail-Tickets zu gewinnen. Außerdem steht die Europa-Uni Viadrina in Frankfurt an der Oder ganz oben auf der Liste seiner Wunsch-Studienorte. Und von dem, was er uns berichtet hat, kann ich mir den jungen Mann in Słubfurt – der Zwillingsstadt, bestehend aus dem polnischen Słubice und dem deutschen Frankfurt/Oder – sehr gut vorstellen.

Am Ende sind wir alle mit vielen Informationen aus dem Gespräch gegangen und hoffen, Herrn Eggert und viele weitere junge Menschen auch in Zukunft als poleninteressierte Gäste auf Veranstaltungen bei uns am DPI begrüßen zu dürfen!