Bahnhof
Meine Nichtankunft in der Stadt N.
Erfolgte pünktlich.
Du bist benachrichtigt worden
durch den nicht abgesandten Brief.
Du schafftest es, in der vorgesehenen Zeit
nicht zu kommen.
Der Zug kam am Bahnsteig drei an.
Viele Reisende stiegen aus.
In der Menge strebte zum Ausgang
das Fehlen meiner Person.
Einige Frauen vertraten mich
eilig
in dieser Eile.
Zu einer lief
jemand, der mir fremd war,
doch sie erkannte ihn
sofort.
Sie tauschten beide
nicht unseren Kuß
dabei ging nicht mein
Koffer verloren.
Der Bahnhof der Stadt N.
bestand das Examen
in objektivem Dasein.
Alles war an seinem Platz.
Die Details trieben
auf vorgezeichneten Bahnen.
Sogar das Treffen
fand wie verabredet statt.
Jenseits der Reichweite
unsres Dabeiseins.
Im verlorenen Paradies
der Höchstwahrscheinlichkeit.
Woanders.
Woanders.
Wie diese Wörtchen klingeln.
Wisława Szymborska, "Bahnhof", in: Hundert Freuden - Gedichte.
Herausgegeben und übertragen von Karl Dedecius. Frankfurt am Main, S. 112.
Unsere Signatur.: U pd Szy/Hu-2