Halbjahresstipendien

Halbjahresstipendien des Deutschen Polen-Instituts

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Das Halbjahresstipendium wurde gefördert von: 
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

2018

Monika Żyła (Berlin)

Monika Żyła, M.A., ist Musikwissenschaftlerin, Dramaturgin, Musikjournalistin, Verfasserin wissenschaftlicher und kritischer Texte sowie von Podcasts. In ihrer Doktorarbeit geht es darum, das Wissens und das Verständniss für die Rolle und Bedeutung des „Warschauer Herbstes“ zu vertiefen, des ältesten Festivals zeitgenössischer Musik in Polen, das für viele nach wie vor auch das wichtigste ist. Es Festival gehört zum wesentlichen Bestandteil des zeitgenössischen polnischen und europäischen Kulturerbes. In der Dissertation werden die historischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Entwicklungen des Festivals ab den 1980er Jahren bis 2016 verfolgt, als der künstlerische Leiter Tadeusz Wielecki nach 18 Jahren seine Amtszeit beendete. Das besondere Interess gilt der Entwicklung von kuratorischen Praktiken und der Einbeziehung neuer Veranstaltungsorte, wozu es ab 1990 kam. Für die Recherche werden sowohl Archivmaterialien analysiert als auch, seit 2013, eine erweiterte Feldforschung der neusten Ausgaben des Festivals durchgeführt (halbstrukturierte Interviews und partizipatorische Beobachtungen). Es geht darum, die Wirkung des Festivals nicht nur auf spezialisierte Mitglieder des zeitgenössischen Musikmillieus (MusikerInnen, KomponistInnen, KuratorInnen, OrganisatorInnen und Studierenden), sondern auch auf das allgemeine Publikum zu untersuchen (Zuhörer, die sich nicht professionell mit zeitgenössischer Musik befassen). Besonderes Interesse gilt der Rolle, die die OrganisatorInnen des Festivals (Künstlerischer Leiter, Programmkomitee, KonzertproduzentInnen und Festivalbüroangestellte) im kreativen Prozess des Festivals spielen. Zu diesem Zweck werden eingehend die Uraufführungen der Stücke untersucht, unter anderen die Werke polnischer KomponistInnen der jüngeren Generation wie Jagoda Szmytka, Sławomir Wojciechowski und Agata Zubel, die vom Festival in Auftrag gegeben wurden.

2017

Margarete Wach  (Universität Siegen)

Margarete Wach studierte Germanistik, Philosophie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Köln. Von 2003 bis 2013 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthochschule für Medien Köln. In ihrer Studie untersucht sie die Geschichte, das System und die Praxis staatlich finanzierter Klubs für Filmamateure in der Volksrepublik Polen. Die Amateurfilmbewegung stellte eine von Staat und Partei geförderte Form der Freizeitgestaltung für die Arbeiterklasse dar und sollte ihr den Zugang zur elitären Filmpraxis und teuren Filmtechnik ermöglichen. Der Studie liegt die These zugrunde, dass die Klubs mit der Zeit eine Art soziale Nische oder Asyl für “Amateure” bildeten, die abseits des professionellen Kulturkreislaufs ästhetisch-thematische Experimente wagen konnten, wie sie in der offiziellen, staatlich hoch dotierten und kontrollierten Kinematografie nicht denkbar gewesen wären. Diese betrafen v.a. Gender-Fragen wie Darstellungen der Sexualität oder marginalisierte sexuelle Minderheiten, aber auch gesellschaftliche Kritik oder formale Versuche. Im Zentrum der Untersuchung stehen folgende Fragen: wer waren die Akteure der Amateurfilmbewegung? Wie war die Bewegung strukturiert (Verbände, Didaktik, Fachpresse- und Veröffentlichungsorgane, Vertrieb und Festivals)? Welche Ressourcen standen den Klubs zur Verfügung? Welche Vorgaben, Handlungs- oder Spielräume bestimmten die Filmproduktion? Für welche Öffentlichkeit wurden die Filme gemacht? Gab es trotz fehlender Kontrollstrukturen zensurale Eingriffe? Wie gestaltete sich das Verhältnis zwischen den Filmamateuren und den professionellen Filmemachern? Welche Kontaktnetze im In- und Ausland konnten die Verbände oder einzelne Klubs aufbauen? Und wie sah der kulturelle Austausch zwischen den polnischen Filmamateuren und ihren Kollegen in der DDR, CSSR oder den baltischen Staaten, aber auch mit den Klubs in der BRD oder Österreich aus?

2016

Aleksandra Wojnarowska (Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald)

Aleksandra Wojnarowska studierte Germanistik an den Universitäten Poznań, Bielefeld und Greifswald. In ihrer Studie Die Darstellung des Nichtdargestellten – Literatur und Naturforschung in Deutschland und Polen um 1800 macht sie es sich zur Aufgabe, anhand einer diskursanalytischen Auswertung von literarischen Texten zu untersuchen, wie um das Jahr 1800 herum ein spezifischer Transfer zwischen der Literatur und dem technischen Wissen errichtet wurde: wie drang Poetisches in naturwissenschaftliche Diskurse und wie technisches Wissen in die literarische Formgebung ein? Der Einfluss der Naturwissenschaften wird am Beispiel der im Jahre 1783 in Frankreich erfundenen Heißluft- und Wasserstoffballons untersucht. Die Untersuchung ist komparatistisch ausgerichtet, insofern in ihr diesbezügliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und Polen herausgearbeitet werden sollen.

2015


Anna Szumelda
(Leuphana Universität Lüneburg)

Anna Szumelda studierte Landschaftsökologie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Von 2009 bis 2014 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „PoNa – Politiken der Naturgestaltung“ an der Leuphana Universität Lüneburg tätig. In ihrer Studie Der Beitrag kleiner landwirtschaftlicher Betriebe zu einer nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume. Eine Untersuchung in ausgewählten Regionen Polens untersucht sie anhand von empirischen Beispielen aus den Landkreisen Lubartów (Woiwodschaft Lubelskie) und Krosno (Woiwodschaft Podkarpackie), welche Lebenswirklichkeiten und Wirtschaftsweisen sich in den dort weit verbreiteten kleinen landwirtschaftlichen Betrieben finden. Der Untersuchungsschwerpunkt liegt dabei auf der Frage, ob kleine landwirtschaftliche Betriebe den durch die Industrialisierung und Kapitalisierung von Landwirtschaft verursachten negativen Auswirkungen auf Natur, Umwelt und die Gesellschaft ländlicher Räume entgegenwirken können, indem sie sich (tatsächlich oder vermeintlich) einem industriell-kapitalistischen Wachstumszwang und -drang widersetzen.

2014


Hanna Grzempa
(Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig)

Hanna Grzempa studierte Geschichte an der Universität Danzig und anschließend Geschichte und Politikwissenschaften an der Leibniz-Universität Hannover. In den Jahren 2008-2014 war sie am Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung tätig. In Ihrer Studie untersucht sie am Beispiel von zwei postsozialistischen Gesellschaften – der polnischen und der (ost)deutschen – auf Grundlage von Lehrplänen und Geschichtsschulbüchern die Wirksamkeit von staatlichen Vorgaben zur Deutung der kontrovers diskutierten sozialistischen Vergangenheit. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, in welchem Verhältnis die Repräsentationen des Sozialismus zu den persönlichen Wahrnehmungen der Lehrerinnen und Lehrer stehen und wie sich Unterschiede in den öffentlichen und persönlichen Deutungen auf die Unterrichtspraxis auswirken. Den methodischen Ansatz gewinnt dieses Projekt aus der qualitativen Sozialforschung, indem es Inhaltsanalysen von Lehrplänen und Geschichtsschulbüchern, biographische Interviews und eine teilnehmende Beobachtung des Unterrichts vornimmt.

2013


Iwona Dadej
(Freie Universität Berlin)

Iwona Dadej studierte Geschichte, Kunstgeschichte sowie Ethnologie in Krakau und in Freiburg i. Br. In ihrer  Studie »Es ist besser, du liesest«: Akteurinnen der Frauenbildungsbewegung 1896-1933/39 und ihre transnationale Kontakte und Verflechtungen untersucht sie am Beispiel der deutschen und polnischen Frauenbewegung die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der zwei national gedachten emanzipatorischen Bestrebungen und Kämpfe um Annerkennung der Frauen im universitären und wissenschaftlichen Bereich. Sie stellt sich dabei die Frage nach der Handlungsräumen und Handlungsmöglichkeiten der Akteurinnen und Organisationen, die sich für die Zulassung der Frauen an deutschen und polnischen Universitäten engagierten. Wie sahen diese in dem deutschen kulturellen und gesellschaftlichen Kontext und wie im polnischen? Ferner werden zwei Organisationen der professionalisierten Frauenbewegung, namentlich die Akademikerinnenvereine in Deutschland (Deutscher Akademikerinnenbund) sowie in Polen (Polskie Stowarzyszenie Kobiet z Wyższym Wykształceniem) und deren Auswirkung auf die Frauenbewegung und die Wissenschaft untersucht.

2012


Monika Heinemann  (Ludwigs-Maximilians-Universität München). 

Monika Heinemann studierte Osteuropäische Geschichte, Politikwissenschaften und Volkswirtschaftlehre in Bamberg, St. Petersburg und München. Von 2007 bis 2011 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Collegium Carolinum in München. In ihrer Studie „Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in historischen Ausstellungen – Die Republik Polen 1990–2010“ untersucht sie, wie sich die Darstellungen bzw. Deutungen des Zweiten Weltkriegs als dem zentralen Bezugspunkt des nationalen historischen Gedächtnisses in Geschichtsmuseen der Republik Polen seit der Zäsur von 1989 entwickelt haben. Gegenstände der Untersuchung sind regionale und städtische Geschichtsmuseen sowie Einrichtungen, die eine nationale Bedeutung für sich beanspruchen. Analysiert werden sowohl die Konzeptionen und Inhalte von Dauerausstellungen als auch die in ihnen zum Einsatz kommenden Präsentationstechniken. Ziel des Projekts ist es, Aufschlüsse zu gewinnen über die Wandlungen und Kontinuitäten nationaler Selbstbilder, wie sie in Museen (re-)präsentiert und generiert werden. 

2011


Christian Schmidt-Rost  (Freie Universität Berlin). 

Christian Schmidt-Rost studierte Neuere Geschichte und Volkswirtschaft in Berlin, Manchester und Posen. In seiner Studie "Kalter Krieg und heiße Rhythmen – Jazz in der SBZ/DDR und Polen" untersucht er den Transfer von Jazzmusik und des mit ihr verbundenen Lebensstils aus den USA in die SBZ/DDR und nach Polen. Im Zentrum der Untersuchung stehen folgende Fragen: Welche Medien und Kontaktnetze ermöglichten den Zugang zu Jazz? Wer eignete sich die Musik und Lebensstil auf welche Art und Weise an? Wie und warum wurden diese in den beiden staatssozialistischen Gesellschaften im Kontext des Kalten Krieges politisiert? Und schließlich, wie gelang es den Jazzern um die Musik einen transnationalen, die Blockgrenze übergreifenden Kommunikationsraum zu etablieren, innerhalb dessen polnische Jazzer wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Jazzszene in Westeuropa nahmen?

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