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Andrzej Mochoń

21.03. – 9.05.2014 , 19:30 Uhr

Polnischer Kontrapunkt. Jazzfotografien von Andrzej Mochoń

Galerie des Jazzinstituts Darmstadt, Bessunger Straße. 88d, 64285 Darmstadt

Veranstalter: Jazzinstitut Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Polen-Institut

Ausstellungseröffnung am Freitag, den 21. März 2014, um 19:30 Uhr. Eintritt frei
Anschließend JazzTalk 101: Jiri Stivin & European Jazz Trio um 20:30 Uhr im Gewölbekeller des Jazzinstituts
Eintritt: 15 Euro / erm. 12 Euro [U21 und Inhaber der Teilhabecard: 3 Euro]
Kartenreservierung und Kontakt: jazz@jazzinstitut.de
Öffnungszeiten der Ausstellung: Mo und Do 10 bis 17 Uhr, Di 10 bis 20 Uhr, Fr 10 bis 14 Uhr

Die Tastatur in der Brille Leszek Możdżers Jazzfotografien von Andrzej Mochoń im Jazzinstitut Darmstadt

Mit dem Titel "Polnischer Kontrapunkt" zeigt das Jazzinstitut Darmstadt Arbeiten des polnischen Fotografen Andrzej Mochoń. In eindrucksvollen Bildern sieht man die Ergebnisse der Suche des Fotografen nach dem besonderen Augenblick - im Spannungsfeld der Schweinwerfer, des funkelnd reflektierenden Glanzes der Instrumente und des Schweißes auf der Haut der Künstler.

Andrzej Mochoń hat Jazzmusiker auf der ganzen Welt fotografiert. Er war in den Clubs Chicagos und New Yorks wie bei zahlreichen Konzerten und Festivals in Europa. Der Schwerpunkt der Ausstellung in Darmstadt liegt aber nicht bei den allbekannten Metropolen und Namen des Jazz, sondern konzentriert sich auf die polnische Jazzszene. Seit Jahrzehnten hat der polnische Jazz einen guten Ruf und konnte sich auch schon lange vor der Wende eines internationalen Rufs erfreuen. Es lag also nahe, einmal den Fokus konzentriert auf dieses Gesicht des Jazz` zwischen Oder und Weichsel zu legen.

Die Fotografien zeigen Musiker zumeist live auf der Bühne: Leszek Możdżer am Piano mit der Tastatur, die sich in der Brille des Künstlers spiegelt; Tomasz Stańko, tief gebeugt ganz in das Spiel der Trompete vertieft; Dorota Miśkiewicz mit dem Mikrofon zwischen den Fingern, als wäre es ein rohes Ei; Marcin Wasilewski, der sein Piano mit der Präzision eines Chirurgen bearbeitet. Nur einmal wird ein Künstler nicht bei der "Arbeit" fotografiert: Es ist der musikalische Grenzgänger Staszek Soyka, der seinerseits den Fotografen beobachtet, ganz entspannt in der Dämmerung, mit dem Kaffeebecher neben sich auf dem Tisch.

Als Künstler mit dem Fotoapparat versucht Andrzej Mochoń, die Dynamik von Klang und Bewegung mit den Mitteln der Fotografie zu zeigen. Er muss das Geschehen auf der Bühne, konzentriert auf den Bruchteil einer Sekunde, in die plastische Sprache der Fotografie "übersetzen". Es geht um Emotionen, die sichtbar gemacht werden können, wenn sich das Licht in den Gesichtern der Künstler bricht, wenn die Szene vom Funkeln der Instrumente und vom Glitzern des Schweißes beherrscht wird. Prinzipiell ist für Mochoń der Jazz mit seinen individuellen Ausformungen und Improvisationen am besten geeignet, um Emotionen zeigen zu können - ganz im Gegenteil zu Klassik auf der einen sowie Rock und Pop auf der anderen Seite. Mochoń fasziniert zudem das Wechselspiel von Licht und Schatten. Wie alle Fotografen, die während eines Konzerts neben oder vor der Bühne mit ihren Apparaten zu finden sind, hat er keine Möglichkeit, dunkle Räume auszuleuchten und Szenen wie ein Studiofotograf zu gestalten. Die Kritikerin Stanisława Zacharko hat dies folgendermaßen beschrieben: "Der Künstler muss sich - anstatt Lampen zu benutzen - für die tiefe Poetik des Kontrasts zwischen Licht und Schatten entscheiden, für die im Dunkeln verschwommene Bewegung der Gestik, für die unscharfen und verlaufenden Farben."

Betrachtet man die Bilder Andrzej Mochońs, so sind in ihnen noch die Rhythmik der Musik und die Emotionalität der Künstler zu spüren - übersetzt in die subjektive Sicht des Fotografen. So sind es vor allem zwei Dinge, die aus diese Bildern Kunstwerke machen, die weit über die einfache Abbildung eines Geschehens hinausgehen. Zum einen ist dies die Interpretation des Künstler-Fotografen, der seine spezifische Sichtweise, sein bewusstes und unbewusstes Wissen in das Werk einbringt, und zum anderen ist dies die Fertigkeit und Intuition eines Fotografen, der in der Lage ist, immer etwas mehr zu zeigen und sichtbar zu machen, als es für den Besucher eines der Konzerte unmittelbar erfahrbar war. In dem eingefrorenen Bruchteil einer Sekunde - die ein solches Bild letztendlich repräsentiert - sind neue Sichtweisen und Erfahrungen enthalten, die erst durch das künstlerische Mittel der Fotografie erlebbar werden. Der Betrachter kann so auf Entdeckungsreise gehen, die ihm auch neue Wege zur Musik eröffnen.

Uwe Arndt