chwalbakurze

Band Nr. 26

Kurze Geschichte der Dritten Republik Polen 1989 bis 2005

Inhalt

Im Juni 1989 straften die Polen bei den ersten weitgehend freien Wahlen im kommunistischen Ostblock seit Jahrzehnten das Regime ab und stimmten mit großer Mehrheit für die von der »Solidarność« vorgeschlagenen Wahllisten. Dieser politische Umbruch läutete das Ende der Volksrepublik und den Beginn der demokratischen Dritten Republik ein. 16 Jahre lang war das Land geprägt von einer grundlegenden Transformation, die alle Lebensbereiche umfasste – mit zahlreichen positiven Entwicklungen, aber auch negativen Effekten. Als nach den Parlamentswahlen 2005 die an die Macht gekommenen Rechten eine Zäsur setzten und die »Vierte Republik« angekündigten, schien die Dritte Republik an ihr Ende gekommen zu sein.
Andrzej Chwalba zeichnet einprägsam und auf dem neuesten Forschungsstand die Geschichte der Dritten Republik Polens zwischen 1989 und 2005. Dabei geht er thematisch vor und erläutert für das Verständnis des heutigen Polen wesentliche Bereiche wie das Funktionieren des politischen Systems, Wirtschaft und Gesellschaft.
Der Autor erhielt für dieses Buch den Preis der angesehenen Wochenzeitung »Polityka« für das beste historische Buch. Für die deutsche Ausgabe hat der Autor sein Buch aktualisiert und ergänzt.

»Eine eindringliche Analyse des Zustands des polnischen Staates und der Gesellschaft nach 15 Jahren Transformation, die außer der überwiegenden informativen Ebene auch Material zum Nachdenken über die wichtigsten Probleme liefert, vor denen wir stehen.« (Wprost)

Andrzej Chwalba (geb. 1949) lehrt an der Krakauer Jagiellonen-Universität Geschichte. Er beschäftigt sich unter anderem mit der neueren und neuesten Geschichte Polens, mit den polnisch-russischen Beziehungen und der Geschichte Krakaus.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Herausgebers

Die Wende

Die Wiedergewinnung der Unabhängigkeit: 1815 – 1918 – 1989
Der Anfang vom Ende: 1980 – 1988
Die Ursprünge des Mythos von der Wende. Mythen und Realitäten
Der "Mythos der Öffnung": Die Streiks vom Herbst 1988
Der "Mythos der positiven Arbeit": Der Runde Tisch
Der "Mythos des Beginns": Der 4. Juni 1989
Der "Mythos der Wende": Die Regierung Mazowiecki

Der Aufbau der Dritten Republik. Politik

Die Geburt des neuen Staats. Staatsorgane und politische Parteien
Die Staatsorgane – Sejm, Senat und Staatspräsident
Die politischen Parteien

Bürger und Staat
Die territoriale Selbstverwaltung, Administration und Gerichtsbarkeit

Eine neue Zivilisation

Die Wirtschaftspolitik: Von der "weißen" bis zur "schwarzen" Legende des Leszek Balcerowicz
Die Lage der polnischen Wirtschaft
Der Bergbau
Die Landwirtschaft
Die Infrastruktur. Genutzte und ungenutzte Chancen
Gesundheit und Gesundheitswesen
Der neue nationale Reichtum: die Gebildeten. Die Abwertung der Wissenschaft
Das höhere Schulwesen
Die allgemeinbildenden Schulen – Grund- und Mittelschulen
Wissenschaft

Die Medien und die Kultur in den Medien

Die Gesellschaft

Die Demografen werden nervös
Die Zivilgesellschaft
Die Geburt einer neuen Gesellschaft
Die polnische Angst
Die religiöse Kultur
Der Ort der Kirche. Johannes Paul II.

Polen in der NATO und der Europäischen Union

Wir und unsere Nachbarn
Der Weg in die NATO
In der Europäischen Union

Versuch einer Bilanz

Nachwort. Die "Vierte Republik" (2005 – 2007)
Abkürzungsverzeichnis
Personenregister
Ortsregister

Rezensionen

"... besticht die Darstellung durch ihre Ausgewogenheit: Chwalba scheut klare Urteile nicht, beispielsweise wenn er die ökonomischen Interessen der ehemaligen Nomenklatur[a] im Übergangsprozess zur Marktwirtschaft oder die Klientelpolitik des postkommunistischen SLD benennt. [...] Auch zieht Chwalba immer wieder internationale Vergleiche und zeigt so, dass manches, was auf den ersten Blick als spezifisch polnisches Problem erscheinen mag - wie das Fehlen von Volksparteien -, auch als nur nationaler Ausdruck eines internationalen Entwicklungstrends gesehen werden kann. Erfrischend ist schließlich, wie der Autor bestimmte Beobachtungen ins Positive zu wenden weiß [...]. Auch polenkundige Leserinnen und Leser dürften in diesem Buch noch auf unbekannte Aspekte der postkommunistischen Wirklichkeit Polens stoßen."
Robert Brier, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 60 (2012), H. 3, S. 443-444.

"Dass es sich bei seiner hier anzuzeigenden Publikation nicht um eine akademische Darstellung handelt, sondern eine Art historischen Essay, gibt Chwalba bereits im Vorwort zu erkennen. (...) Chwalbas Betrachtung zeichnet sich durch einen scharfen Blick aus, der auch die scheinbar entlegensten Details kundig einordnen kann. (...) Das Buch bietet für Leser, die sich in postsozialistischen Gesellschaften - mit Ausnahme der DDR - nicht so auskennen, einen hervorragenden Einblick in die Transformationsprozesse. (...) dass derzeit keine bessere Darstellung der Veränderung der Gesellschaft Polens seit 1989 vorliegt. Schon deshalb ist das Buch jedem zu empfehlen, der einigermaßen auf dem Laufenden sein möchte".
Markus Krzoska, in: H-Soz-u-Kult, 20.4.2010 (zur vollständigen Rezension)

"(...) eine soziologisch-politische Analyse des heutigen Polen - der 'Dritten Republik', die sich, wie der Verfasser eindrücklich zeigt, trotz ihrer Entstehungsgeschichte als 'Provisorium' politisch gefestigt hat. (...) ein beeindruckendes Panorama der polnischen Gesellschaft, mit zahlreichen treffenden Detailbeobachtungen. Diese (dem deutschsprachigen Publikum) zugänglich zu machen, ist das große Verdienst des Autors und des Deutschen Polen-Instituts."
Rahel Černá-Willi, in: Glaube in der 2. Welt, Nr. 3/2010, S. 30.

"(...) ein Buch, das einen profunden Überblick über die Zeitspanne von 1989 bis 2005 gibt (...). Diese gut übersetzte und leserfreundlich verfasste 'Kleine Geschichte der Dritten Republik Polen' stellt ganz im Sinne ihres Verfassers keine akademische Abhandlung dar, sondern ist als historischer Essay angelegt, der auch einen deutschen Leser anregen soll, sich Gedanken über einen außerordentlich schwierigen und spannenden Zeitabschnitt polnischer Geschichte zu machen. Dies ist Andrzej Chwalba zweifellos gelungen."
ZW, in: Aktuelle Ostinformationen 1/2 2010, S. 76-80.

 "In Chwalbas Darstellung tritt die große Bedeutung polnischer Erfahrungen aus der Vergangenheit deutlich zutage, die sich etwa aus dem aus kommunistischer Zeit geerbten Misstragen gegenüber dem Staat oder an den belasteten Beziehungen zu Deutschland und Russland zeige. So ist das Buch nicht nur aus zeithistorischem Interesse wertvoll, sondern auch hilfreich für das Verständnis aktueller gesellschaftlicher und politischer Probleme. (...) ein gut lesbares, populärwissenschaftliches Werk, das über die insgesamt erfreuliche Entwicklung von Staat und Gesellschaft, aber auch über die noch zu bewältigenden Probleme Polens aufklärt. Der deutsche Leser erhält (...) eine an manchen Stellen unkonventionelle, aber gerade deswegen wertvolle BIlanz "aus dem Inneren" Polens, die hierzulande bisher fehlte.
Peter Römer, in: Osteuropa 60 (2010), H. 10, S. 136 f.

(...) erlaubt das Buch von Ch.[walba] einen anregenden Einblick in die Befindlichkeiten der polnischen Gesellschaft. Die Darstellung von Haupt- und Randdiskursen, die in der polnischen Öffentlichkeit in Bezug auf die jeweils analysierten Bereiche thematisiert und politisiert wurden, ist in dem Essay stets präsent. Vor allem die scharfsichtige Analyse der für die Fragestellung des Buches einschlägigen Debatte zur geopolitischen Weichenstellung Polens schafft eine einleuchtende kontextuelle Einbettung für den NATO- und EU-Beitritt des Landes.
Der wichtigste Erkenntnisgewinn des Buches ist jedoch die anregende empirische Auseinandersetzung des Vf.s mit den - ostmitteleuropäischen Gesellschaften typischerweise zugeschriebenen - leninist legacies, ein Motiv, das als der rote Faden des Essays gesehen werden kann. (...)Das Buch von Ch. ist insofern eine einladende und interessante Lektüre über die vielfältigen und facettenreichen Aspekte polnischer post-kommunistischer Modernisierung. Die Konstruktion des Essays setzt einige Vorkenntnisse der dargestellten Geschehnisse voraus, bietet aber gleichzeitig einen erkenntnisreichen, diskursanalytischen Überblick über die Windungen des Weges, den die polnische Gesellschaft in den letzten zwei Dekaden gegangen ist.
Bartek Pytlas, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropaforschung 60 (2011), H. 1, S. 144 f.