Deutsche und Polen Geschichte Kultur Politik

Deutsche und Polen

Geschichte - Kultur - Politik

Inhalt

Die seit 2001 vorbereitete Publikation knüpft an das 1992 von Ewa Kobylińska, Andreas Lawaty und Rüdiger Stephan herausgegebene Buch "Deutsche und Polen: 100 Schlüsselbegriffe" an, das in drei Auflagen (12.000 Ex.) erschienen, vergriffen und immer noch vielfach nachgefragt ist.

Die Publikation hält an dem Konzept und dem Umfang der "Schlüsselbegriffe" fest. In kurzen Texten werden wichtige Aspekte des kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens, der Mentalität, der Tradition und der Transformation in den beiden Ländern einem Vergleich unterzogen, der den Blick für das Besondere und für das Gemeinsame schärft. Geplant ist nicht ein Lexikon zur Beziehungsgeschichte, vielmehr eine Analyse der Faktoren, die für die Kommunikationsfähigkeit zwischen Deutschen und Polen und für die Qualität ihrer Nachbarschaft in Europa ausschlaggebend sind. 

Eine polnische Ausgabe erschien ebenfalls 2003:

POLACY I NIEMCY. Historia-kultura-polityka.
Redakcja: Andreas Lawaty, Hubert Orłowski. Z inicjatywy Fundacji Roberta Boscha przy współpracy Deutsches Polen-Institut w Darmstadt. Poznań: Wydawnictwo Poznańskie 2003 (= Poznańska Biblioteka Niemiecka, tom 17), 712 S.,  (ISBN 83-7177-175-4)

Inhaltsverzeichnis

Die einzelnen Texte sind fünf Themenkreisen zugeordnet, die verschiedene Arten des Zugangs zum deutsch-polnischen Vergleich darstellen:

1. Zur Geschichte einer Nachbarschaft - Hier sind Texte versammelt, die sich exemplarisch zentralen historischen Ereignissen und Epochen der jeweiligen (nationalen) Geschichte, darunter auch der Beziehungsgeschichte, zuwenden und die unterschiedlichen Interpretationsmuster sowohl im kollektiven Gedächtnis wie auch in den historiographischen Traditionen im Vergleich zueinander aufzeigen.

* Jerzy Strzelczyk: Die Anfänge Polens und Deutschlands
* Christian Lübke: Germania Slavica
* Hans Lemberg: Der "Drang nach Osten" - Mythos und Realität
* Gottfried Schramm: Reformation und katholische Erneuerung
* Günter Barudio: Die "Königliche Republik" und der Absolutismus
* Michael G. Müller: Das Ende zweier Republiken: Die Teilungen Polens und die Auflösung des alten Reichs
* Robert Traba: Der vergessene Krieg 1914-1918
* Heinrich August Winkler: Im Schatten von Versailles. Das deutsch-polnische Verhältnis während der Weimarer Republik
* Włodzimierz Borodziej: Der Zweite Weltkrieg
* Kazimierz Wóycicki: Der Holocaust im Bewusstsein der Deutschen und der Polen
* Włodzimierz Borodziej: Flucht - Vertreibung - Zwangsaussiedlung
* Krzysztof Ruchniewicz: Versöhnung - Normalisierung - Gute Nachbarschaft

2. Orte und Menschen in Geschichte und Erinnerung - Gemeint sind hier ausgewählte "lieux de mémoire" und Biographien, an denen sich Probleme der deutschen und polnischen kollektiven Erinnerung dingfest machen lassen.

* Rudolf Jaworski: Leben mit Geschichte
* Janusz Tazbir: Akteure und Symbolfiguren
* Leszek Żyliński: Mitteleuropa versus Intermarium
* Hubert Orłowski: Semantik der Deprivation
* Marek Zybura: Das deutsche Kulturerbe in Polen
* Heiko Haumann: Juden
* Klaus Zernack: Preußen
* Jacek Staszewski: Sachsen
* Lucjan Puchalski: Österreich und Galizien
* Wojciech Kunicki: Schlesien
* Krzysztof Ruchniewicz: Die DDR
* Joachim Rogall: Emotionale Nachbarschaft. Tschechen - Deutsche - Polen
* Leonid Luks: Russlandsehnsucht und Russlandhass
* Peter Theiner: Frankreich
* Adam Krzemiński: Amerika
* Basil Kerski: Berlin - Warschau

3. Kultur und Identität: Räume des Nicht-Übersetzbaren -Begriffe und Phänomene, deren Interpretation oder Definition in hohem Maße zum Bestand kultureller (d.h. auch nationaler) Selbstdefinition gehört; sie sind als Teil der nationalen differentia specifica kaum übersetzbar, weil jeweils mit unterschiedlichen kulturellen und historischen Assoziationsfeldern behaftet, jedoch gegenseitig als anthropologische oder europäische Erfahrungen erklärbar.

* Marek H. Siemek: Kultur und Zivilisation. Zwischen Tradition und Modernität
* Hubert Orłowski: Stereotype der "langen Dauer" und Prozesse der Nationsbildung
* Heinrich Olschowsky: Sarmatismus, Messianismus, Exil, Freiheit - typisch polnisch?
* Leszek Żyliński: Typisch deutsch? Zwischen Selbs- und Fremdbild
* Tadeusz Namowicz: Aufklärung
* Tadeusz Namowicz: Romantik
* Wojciech Kunicki: Bildung
* Krzysztof Lipiński: Ehre und Verrat
* Krzysztof Lipiński: Literatur und Gesellschaft
* Tomasz Węcławski: Gott und die Theologie
* Zdzisław Krasnodębski: Zukunft

4. Gesellschaft und Lebenswelt - Beiträge, die soziale Strukturen, den Wandel der Lebensformen und die Lage der Minderheiten in Deutschland und Polen vergleichen, auch die Folgen sozialer Transformation.

* Jerzy Szacki: Soziale Schichtung: Zwischen Nation und Gesellschaft
* Nora Koestler: Soziale Schichtung: Zwischen Stadt und Land
* Anna Wolff-Powęska: Polen und die neuen Bundesländer im Zeichen des Wandels
* Katarzyna Kaniowska u. Andrzej M. Kaniowski: Lebensstile
* Sławomira Walczewska: Emanzipation und Handkuss
* Wojciech Pięciak: Religiosität und Säkularisierung
* Klaus Ziemer: Kirche
* Jürgen Vietig: Medien
* Anna Wolff-Powęska: Im Schatten des Rechtsextremismus
* Klaus Bachmann: Antisemitismus
* Wolfgang Kessler: Ethnische Minderheiten
* Robert Traba: Regionalismen. Zwischen Heimat und einem Europa der Regionen
* Robert Raduch u. Stefan Zwicker: Sport

5. Politik und Wirtschaft - Politische Traditionen, Strömungen und Strukturen sowie Potentiale und Strukturprobleme der Wirtschaft im deutsch-polnischen Vergleich.

* Jerzy Holzer: Die Erfahrung des Totalitarismus
* Witold M. Góralski: Rechtsstaat, Rechtsbewusstsein, Gerechtigkeitsempfinden
* Marek A. Cichocki: Konservatismus
* Zdzisław Krasnodębski: Liberalismus
* Stefan Garsztecki: Natur und Umwelt
* Markus Miltenberger: Europa: Mythos, Programm, Verhandlungsmasse
* Dieter Bingen: Ostpolitik
* Włodzimierz Piotrowski: Arbeitsverfassung
* Krzysztof Ślebzak: Soziale Sicherheit
* Wacław Przyłębski: Arbeitsethik und Unternehmergeist
* Basil Kerski: Globalisierung: Hoffnungen und Ängste

Rezensionen

"Für die Qualität der [in diesem Buch] vereinigten 64 Beiträge, die in der Regel mit Literaturhinweisen versehen sind, bürgt die Tatsache, dass die Herausgabe des Bandes wiederum im Deutschen Polen-Institut Darmstadt redaktionell betreut worden ist. (...) Das Buch gibt bedeutende Beispiele für Kulturtransfer und die Leistungsfähigkeit der vergleichenden Geschichte. Zugleich bietet es eine vorzügliche Übersicht über zahlreiche Themen der gemeinsamen Geschichte und Gegenwart."

Wolfgang Daniel Engeldinger in: H-Soz-u-Kult

"Bei dem von Andreas Lawary und Hubert Orłowski herausgegebenen Sammelband handelt es sich um eine in vielerlei Hinsicht überzeugende Bestandsaufnahme, welche zusätzlich einen Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen gibt und die aus diesem Grund auch ein breiteres Publikum ansprechen dürfte. Weiterführende Literaturhinweise, Angaben zu den einzelnen Autoren sowie ein Personenregister beschließen den meiner Ansicht nach insgesamt überzeugenden Band."

Cord Arends in: www.politik-buch.de


"Den Herausgebern ist mit diesem Band ein solides Handbuch gelungen, der Anspruch, 'deutsche und polnische Erfahrungen der Vergangenheit und der Gegenwart in Beziehung zueinander zu setzen, sie durch Vergleich einander verständlich zu machen', ist eingelöst worden. Was die deutschen und polnischen Autoren damit erreicht haben, könnte die beiden Nationen dazu inspirieren, verstärkt in den Dialog miteinander zu treten. Denn noch immer kommt es zu Verständigungsproblemen zwischen Polen und Deutschen, noch immer bestehen Vorurteile und Missverständnisse zwischen den beiden Völkern."

Andreas Fischer in: Zeitschrift für KulturAustausch 3/2003


"(...) bietet der vorliegende Band wie schon sein Vorgänger von 1992 eine eindrucksvolle Standortbestimmung des deutsch-polnischen Verhältnisses in Geschichte und Kultur, zu der man die beiden Hrsg. (...) nur beglückwünschen kann".

Hans-Werner Rautenberg in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 53 (2005), H. 4

"Das Buch (...) liefert (...) sowohl Spezialisten als auch Laien einen fundierten und anregenden Einblick in die große Vielfalt der deutsch-polnischen Kontakte."

Martina Thomsen in: Das Historisch-politische Buch 53 (2005), H. 5